Über viele Jahre hatte Japans Börse wenig zu bieten: Die japanische Volkswirtschaft wuchs kaum, der Yen war schwach, die Zinsen lagen bei null, deflationäre Tendenzen bremsten die Nachfrage. Doch seit April dieses Jahres stieg der breit gefasste Börsenindex Nikkei 225 kräftig und erreichte im Juli wieder ein Niveau, auf dem er zuletzt vor rund 33 Jahren notierte. Das eröffnet Anlegern gute Chancen bei japanischen Aktien, schreibt Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der Laureus Privat Finanz aus Düsseldorf, in einem aktuellen Marktkommentar.

In Japan zeichnet sich Aliti zufolge ein fundamentaler Wandel der Geldpolitik ab. Der seit April amtierende neue Notenbankchef der Bank of Japan (BoJ) wolle die Strategie seines Vorgängers der ultralockeren Geldpolitik mit Leitzinsen um die null Prozent beenden. Denn erstmals seit zwei Jahrzehnten steigt in Japan die Inflationsrate, sodass in diesem Jahr endlich auch die Löhne wieder steigen und sich die Konsumstimmung aufhellen könnte. 

Touristen kurbeln Nachfrage an
Noch etwas gibt der Nachfrageseite in Japan neuen Schub, so Aliti: Japan hatte erst im Oktober 2022 seine pandemiebedingte Isolierung beendet – und somit strömen nun die Touristen wieder in das Land und nutzen den schwachen Yen für Einkäufe. Auch China hat als wichtigster Handelspartner Japans erst spät die Corona-Beschränkungen fallen lassen. Nun profitiert Japan hier ebenfalls von Nachholeffekten.

Da sich ferner die Anzeichen mehren, dass die Inflation noch länger über der BoJ-Zielmarke von zwei Prozent verharrt, nimmt der Optimismus unter Japans Unternehmern sowie Anlegern laut Aliti zu. Wichtig sei dabei, dass trotz der spürbaren Aufbruchstimmung an der Börse der Optimismus noch nicht voll in den Kursen eingepreist sei. "Japans Aktien sind – trotz der bereits kräftig gestiegenen Kurse – im Durchschnitt noch immer recht günstig bewertet. Ein Indikator hierfür kann das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) sein. Im Schnitt sind die Aktien mit ihrem 13-fachen Jahresgewinn bewertet", so der Experte.

Neue Regeln der Börse Tokio
Für Anleger könnte sich somit eine günstige Einstiegsgelegenheit bei japanischen Aktien bieten, meint Aliti. Etliche Werte in den Leitindizes Nikkei und Topix weisen seiner Analyse zufolge sogar KGVs unter acht auf und sind somit besonders niedrig bewertet. Hinzu komme, dass zahlreiche Unternehmen attraktive Dividendenrenditen zwischen drei und fünf Prozent aufweisen. Zudem sollen neue Regeln der Börse in Tokio höhere Standards in der Unternehmensführung bringen. 

"Alles in allem sind das gute Voraussetzungen für eine attraktive Rendite japanischer Aktien. Anleger sollten im Idealfall über einen breit gestreuten Fonds investieren. Für den langfristigen Vermögensaufbau ist und bleibt es zudem essenziell, dass das Vermögen in verschiedene Anlageklassen und -regionen fließt", schreibt Aliti. (jb)