Der deutsche Leitindex Dax hat trotz vieler Probleme wie hoher Inflation und gestiegener Zinsen 2023 rund 20 Prozent an Wert gewonnen. Nebenwerte kamen da nicht ganz heran: Der aus Small Caps bestehende S-Dax schaffte im vergangenen Jahr nur ein Plus von etwa 16 Prozent. Noch größer fiel die Performance-Lücke 2022 aus: Während der Dax zirka 13 Prozent an Wert einbüßte, schrumpfte der S-Dax um rund 27 Prozent. 

Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der Laureus Privat Finanz aus Düsseldorf, sieht daher nun eine Menge Nachholpotenzial für Small Caps. "Die aktuell niedrigen Bewertungen bei kleinen Aktien könnten für Anleger grundsätzlich gute Kaufgelegenheiten bieten, spricht für Small Caps neben den höheren Wachstumsraten doch auch ihr großer Nachholbedarf. Außerdem dürften sie von möglichen Zinssenkungen deutlicher profitieren als die Schwergewichte, die in geringerem Maß von Finanzierungskonditionen abhängig sind“, schreibt er in einem Marktkommentar.

Historisch haben die Kleinen die Nase vorn
Zudem entwickeln sich Nebenwerte historisch betrachtet besser als die Börsenriesen, die im Vergleich nur langsam wachsen und oft in relativ gesättigten Märkten aktiv sind, wie Aliti erläutert. Small Caps seien deutlich dynamischer in ihrer Entwicklung und böten aufgrund ihrer oft hohen Wachstumsraten mehr Kursfantasie – allerdings auch mehr Rückschlagpotenzial.

Deshalb seien Small Caps im Durchschnitt der vergangenen 20 Jahre auch mit einem Aufschlag gegenüber den Blue Chips aus den Top-Indizes bewertet worden, genauer gesagt mit dem 27-fachen ihres Jahresgewinns (KGV) im globalen Nebenwerteindex MSCI World Small Cap, so der Experte. Zum Vergleich: Aktien im Blue-Chip-Index MSCI World kamen im gleichen Zeitraum nur auf ein durchschnittliches KGV von 18. "Doch wegen der Unsicherheiten der vergangenen Jahre ist dieser Bewertungsaufschlag bei Small Caps inzwischen verschwunden. Mittlerweile werden globale Small Caps mit einem KGV von zwölf sogar niedriger bewertet als die Standardwerte", schreibt Aliti. 

Small Cap ist nicht gleich Small Cap
Allerdings sollten Anleger ihre Small-Cap-Aktien mit Bedacht auswählen, mahnt der Börsenprofi. Denn Nebenwerte wiesen auch höhere Risiken auf, beispielsweise was Liquidität und Eigenkapitalausstattung sowie den Verschuldungsgrad angehe. Gerade vor dem Hintergrund hoher Zinsen seien ein niedriger Schuldenstand, Profitabilität und eine solide Finanzierungsstruktur eine zentrale Voraussetzung für den Aktienkauf. Auch die Liquidität im Börsenhandel sei in der Regel geringer, die Kursschwankungen seien deshalb und wegen der generell höheren Verlustrisiken größer als bei Blue Chips. 

"Darüber hinaus sollten Anleger auch Aspekte wie die Zukunftsfähigkeit des Geschäftsmodells, Innovationskraft, Marktanteil, Gewinnmarge oder die Erreichung von Nachhaltigkeitszielen beleuchten. Nur Small Caps, die in diesen Belangen gut aufgestellt sind, sollten es auf die Auswahlliste schaffen", rät Aliti. Aus diesem Grund seien auch ETFs, die lediglich einen Small-Cap-Index nahezu eins zu eins nachbilden, eher mit Vorsicht zu genießen. (fp)