An den Finanzmärkten lässt sich derzeit eine vertrackte Situation beobachten: Einer der längsten Konjunkturaufschwünge aller Zeiten trifft auf eine Vielzahl politischer Risiken. Das heißt allerdings nicht, dass die Aktienkurse weiter fallen müssen, sagt Anlagespezialist Robert Beer. Er ist überzeugt: Eine Jahresendrally ist durchaus im Bereich des Möglichen. Für steigende Aktienkurse gibt es nämlich gute Argumente.

Die politischen Sorgen nehmen derzeit eher ab als zu, sagt Beer – zumindest in Europa. "Allein die Ankündigung von Bundeskanzlerin Angela Merkel, auf den CDU-Parteivorsitz zu verzichten, hat dem Dax zwei Prozent Plus beschert", betont er. "Die Hoffnung auf Reformen und ein Ende des Stillstands in Deutschland und Europa kann schnell noch viel weiter beflügeln." Hinzu kommt, dass ein No-Deal-Brexit immer unwahrscheinlicher wird.

Auf Europa konzentrieren
Einer der größten Belastungsfaktoren für die Märkte ist der Handelsstreit. Auch hier ist Entspannung in Sicht, sagt Beer. "Durch den Kursrückgang an den amerikanischen Aktienmärkten ist Donald Trump unter Zugzwang." Die Marktkorrektur hat auch etwas Druck aus den sehr gut gelaufenen Technologiewerten genommen. Zugleich präsentieren sich die Wirtschaftsdaten nach wie vor solide. "Unseres Erachtens sind das gute Vorzeichen für die kommenden Wochen", so der Anlageprofi.

Beer findet europäische Standardwerte jetzt besonders interessant. Diese haben seit 2011 unter Euro-Skepsis, EU-Kritik und ausbleibenden Reformen in Europa gelitten und stagnieren seit mehr als drei Jahren. "Und das, obwohl die Unternehmen gute Geschäfte und solide Gewinne erzielen sowie eine niedrige Bewertung aufweisen", sagt Beer. Eine leicht anziehende Inflation in der Eurozone würde europäische Aktien sogar stützen. (fp)