"Europäische Aktien haben in den vergangenen Wochen und Monaten gegenüber US-Aktien eine Outperformance geliefert", so Adrian Dumas, Anlagechef und Portfoliomanager des Fondsanbieters Mandarine Gestion. Bei seinem Vortrag auf Einladung von Willenbacher Advisory jüngst in Wien erklärte Dumas dies mit einem spürbaren Rückgang der Gaspreise und der damit einhergehenden Stimmungsaufhellung der Investoren.

Vielfach haben internationale Investoren im Spätsommer und Frühherbst angesichts der drohenden Energieknappheit europäische Aktien verkauft und diese in den vergangenen Wochen und Monaten wieder zurückgekauft. Hinzu kamen die Eindeckungen von Short Sellern sowie das Aufspringen auf den anfahrenden Börsenzug seitens jener Investoren, die auf technische Signale wie ein aussichtsreiches Kurs-Momentum oder zurückgehende Volatilitäten setzen. Für Rückenwind sorgten auch Inflationsraten, die nicht mehr so dynamisch steigen und Marktakteure auf eine künftig weniger restriktive Geldpolitik der Zentralbanken spekulieren lassen. "Die Inflationsspitze liegt hinter uns", nannte Dumas das zuletzt wohl wichtigste Kaufmotiv vieler Anleger.

Flexibel bleiben
Im Ergebnis könnte nach seiner Einschätzung das Anlagejahr 2023 wesentlich freundlicher verlaufen als das Krisenjahr 2022 und mutigen Investoren eine ordentliche Performance bringen, sofern der Realwirtschaft trotz der Zinserhöhungen ein "Soft Landing" gelingt und damit eine Rezession vermieden werden kann. Unterstützung kommt von Chinas Wiedereröffnung, die für zusätzliche wirtschaftliche Belebung auf globaler Ebene sorgen sollte.

Da dieses positive Szenario derzeit mehr und mehr Marktakteure erwarten und die europäischen Aktienmärkte inzwischen aus technischer Sicht überkauft sind, sei zu viel Euphorie derzeit aber nicht ratsam, mahnt Dumas. Denn Chinas Wiedereröffnung könnte für eine größere Rohstoffnachfrage und in Folge über wieder höhere Rohstoffpreise für neuerlich steigende Inflationsraten sorgen, die ihrerseits die Zentralbanken weiterhin zu einer restriktiven Geldpolitik zwingen würden. Problematisch sei zudem das noch immer bestehende Risiko einer beginnenden Lohn-Preis-Spirale, die beispielsweise in den USA angesichts eines starken Arbeitsmarkts droht. Vor diesem Hintergrund sollten Investoren ihr Markt-Exposure taktisch flexibel an die jeweils bestehenden Gegebenheiten anpassen. (aa)