Jason Pidcock, Manager für asiatische Aktien bei Jupiter Asset Management, hat im Juli seine letzten verbleibenden Titel aus Festlandchina verkauft. "In jüngster Zeit bin ich zunehmend unzufrieden mit der innenpolitischen Entwicklung in China und den schlechter werdenden Beziehungen zu anderen Ländern, insbesondere zu den USA", sagt er. "Daher bewerte ich die Aussichten für die chinesische Wirtschaft weiterhin negativ."

Schon zuvor hatte sein Jupiter Asian Income Fund chinesische Aktien untergewichtet, "da ich die Rentabilität der Unternehmen im Vergleich zum Rest der Region gering einschätzte und der Meinung war, dass die Bewertungen in China angesichts einer langen Periode von regulatorischen Einschränkungen und Reisebeschränkungen eine Abwertung verdienen", so Pidcock.

Weitere Investitionsbeschränkungen in Sicht
Der Portfoliomanager weist darauf hin, dass die Geheimdienste der USA und des Vereinigten Königreichs zunehmend vor der Bedrohung warnen, die China für den Westen darstelle. "Die bevorstehenden Kongresswahlen in den USA im November werden wahrscheinlich als Katalysator für eine noch chinafeindlichere Politik wirken", sagt er. "Es gibt bereits eine Liste von Aktien, in die US-Investoren nicht investieren dürfen und für die US-Banken den Handel nicht ermöglichen." Nach den Wahlen könnte diese Liste länger werden, so Pidcock.

Ihn beunruhigen zudem die Berichte über Hypothekengläubiger in China, die Zahlungen für unfertige Häuser boykottieren. "Zudem ist der Immobiliensektor sehr hoch verschuldet. Eine Reihe von Bauträgern ist bereits mit ihren Krediten in Verzug geraten", erinnert der Finanzprofi. Hinzu kommt die anhaltende Null-Covid-Politik Chinas, die auf der Wirtschaft lastet. "Das BIP-Wachstum wird in diesem und im nächsten Jahr wahrscheinlich gering sein", sagt Pidcock. "Es ist sogar möglich, dass im kommenden Jahr eine deflationäre Phase beginnt, wenn Chinas Banken einen höheren Anteil fauler Kredite in ihren Büchern anerkennen."

Säbelrasseln gegenüber Taiwan als großes Risiko
Sorge bereitet ihm ferner das Säbelrasseln der Volksrepublik gegenüber Taiwan: "Ich gehe davon aus, dass jeder militärische Angriff auf Taiwan die Wirtschaft in eine Abwärtsspirale führen würde. Ausländische Direktinvestitionen und Portfolioinvestitionen würden wahrscheinlich ausbleiben und, wenn möglich, rückgängig gemacht werden." Die Art und Weise, in der Russland geächtet wurde, könnte als Vorbild dafür dienen, was passieren könnte, wenn es zu einem militärischen Angriff auf Taiwan käme.

In gewissem Maße bleibt Pidcocks Fonds in China engagiert. "Wir bevorzugen es jedoch, dieses Engagement indirekt über Unternehmen in Nachbarländern zu halten, die erfolgreich Waren oder Dienstleistungen nach China verkaufen", so der Portfoliomanager. "Es gibt viele Unternehmen in Australien, Indien, Singapur, Südkorea und Taiwan, in die wir weiterhin gerne investieren." (bm)