Oberflächlich betrachtet haben positive Entwicklungen in den vergangenen Monaten sicherlich Impulse für eine stabile Wertentwicklung an den Anleihemärkten geliefert, sagt Tobias Spies, Fondsmanager der Laiqon-Gruppe. Eine genauere Analyse zeige jedoch, dass der Markt mit erheblichen Unsicherheiten zu kämpfen hatte. So seien zuletzt insbesondere im Hochzinsbereich viele Unternehmen von Insolvenzen und Restrukturierungen betroffen gewesen. Trotz insgesamt geringer Volatilität gab es bei einzelnen Titeln erhebliche Schwankungen, so der Bond-Experte.

Ein wichtiger Indikator für ihn ist die Cash-Generierung. Als Beispiel nennt er das Mode-Label Isabel Marant. "Das Unternehmen hat trotz anhaltendem Rückgang bei Marge und operativem Cash-Flow seine Dividendenzahlungen fortgesetzt", sagt Spies. "Nun hat Isabel Marant deutlich Schwierigkeiten beim Working Capital, was die bis Ende 2022 noch sehr positive Cash-Generierung mittlerweile ins Negative gedreht hat." Auf der anderen Seite hebt er Motel One hervor: "Die Hotelkette hat durch Standardisierung und Zentralisierung ein erfolgreiches Geschäftsmodell mit starken Margen geschaffen. Damit kann das Unternehmen seinen Expansionskurs aus eigenen Mitteln finanzieren."

Attraktive Nachranganleihen von Versicherern
Gute Einstiegsmöglichkeiten sieht der Investmentexperte aktuell bei Nachranganleihen im Versicherungssektor. "Während die Titel in diesem Bereich in der ersten Jahreshälfte noch deutlich zu teuer waren, liegen die Preise nun auf einem moderaten Niveau", so Spies. "Eine gute Chance, um sich solide Qualität ins Portfolio zu holen." 

Insgesamt bleibe die Liquidität bei der Chance-Risiko-Abwägung einzelner Assets ein besonders wichtiger Faktor. Und auch die Liquidität spreche für ein stärkeres Engagement bei nachrangigen Versicherungsanleihen: "Mit ihrer überdurchschnittlichen Liquidität könnten sich hier deutlich vielversprechendere Spreads realisieren als bei illiquideren Hochzinsanleihen." (jh)