Als die drei Gründerinnen Anne Connelly, Manuela Fröhlich und Anke Dembowski ihr Netzwerk "Fondsfrauen" vor rund fünf Jahren aus der Taufe hoben, wurden sie von manchem – meist männlichen – Beobachter noch belächelt. Mit mehr als 2.200 Mitgliedern und über 40 Sponsoren ist die Organisation inzwischen zum größten Karrierenetzwerk zur Förderung und Gleichstellung von Frauen in der Finanzindustrie des deutschsprachigen Raums avanciert. Aber damit sind die Fondsfrauen mit ihren Expansionsplänen noch lange nicht am Ende, wie Anne Connelly im Interview erläutert.


Frau Connelly, die Homepage der Fondsfrauen empfängt ihre Nutzer seit kurzem mit dem Claim "Wir sind das Karrierenetzwerk für Frauen in der Fonds- und Finanzbranche". Darf man daraus auf Expansionspläne schließen, die künftig über die Fondsbranche hinausgehen?

Anne Connelly: Wir wollen unsere Reichweite tatsächlich über die Fondsbranche hinaus ganz klar erhöhen, um auch Frauen in anderen Bereichen der Finanzindustrie anzusprechen. Im Zusammenhang mit dem kürzlich erfolgen Relaunch unserer Internetseite, bei dem wir übrigens bei der Ansprache zum aus unserer Sicht persönlicher wirkenden "Du" übergegangen sind, erschien es uns deshalb angebracht, diese größer gewordene Reichweite auch durch die Erweiterung unseres Claims deutlicher nach außen zu kommunizieren. Wir hatten schon länger vor, uns für alle Frauen und Unternehmen aus dem gesamten Finanzsektor zu öffnen. Wobei die ersten tatsächlichen Initiativen zur Erweiterung unseres Netzwerks noch nicht einmal von uns ausging.

Sondern von wem?

Connelly: Seit der Gründung vor rund fünf Jahren ist unser Netzwerk stark gewachsen. Wir zählen inzwischen über 2.200 Frauen als Mitglieder unserer Organisation und mehr als 40 Unternehmen, die uns dabei als Sponsoren unterstützen. Von daher kann es wahrscheinlich nicht verwundern, dass wir als das größte Frauen-Netzwerk im deutschsprachigen Raum seit geraumer Zeit auch über die ursprünglich anvisierte Fondsbranche in Deutschland hinaus wahrgenommen werden. Entsprechend erhielten wir Anfragen auch aus benachbarten Ländern wie Österreich, der Schweiz und Luxemburg, in denen es keine wirklich funktionierenden lokalen Netzwerke für Frauen gibt. Inzwischen sind wir auch in den genannten Nachbarländern aktiv.

Aber auch auf der Seite der unterstützenden Unternehmen sind Sie ja inzwischen sozusagen "fremdgegangen"?

Connelly: Was uns – abgesehen von dem starken Zuwachs an Einzelmitgliedern sowie kleineren Unternehmen und Vermögensverwaltern – besonders freut, das ist die Tatsache, dass wir inzwischen auch zwei Unternehmen zu unseren Förderern zählen dürfen, die nicht aus der Fondsbranche kommen. Neben der schon länger bei uns aktiven Corestate Capital Group, ein Immobilien-Investmentmanager, der auf seiner Plattform ein Vermögen von circa 26 Milliarden Euro verwaltet, gehört seit kurzem auch die niederländische Bank ING zu unseren Sponsoren. Das Institut betreut insgesamt fast zehn Millionen Kunden und ist immerhin die Bank mit den drittmeisten Kunden hier in Deutschland. Die ING passt insofern gut zu uns, als die Bank großen Wert legt auf die Förderung von Frauen auf sämtlichen Hierarchiestufen. Das hauseigene Frauen-Förder-Netzwerk "Lioness" veranstaltet regelmäßige Events, eigene Mentoring-Programme und Workshops, um Frauen gezielte Hilfestellung bei ihrer Karriereplanung zu geben.

Haben Sie sich aus den Reihen der ING nicht auch Verstärkung für Ihren Beirat geholt?

Connelly: Das ist richtig, seit zwei Monaten gehört Ilse Munnikhof zu unseren Beirätinnen. Sie ist Head of Investment Advice bei ING Deutschland in Frankfurt. In ihrer Verantwortung liegt die Einführung der digitalen Anlageberatung, ebenso wie die Weiterentwicklung der Kooperation mit dem Vermögensverwalter Scalable Capital. Von daher sprechen wir mit Ilse natürlich gerne über unsere Themen wie Frauen im Job oder Frauen und Wertpapiere. Uns war zudem wichtig, mit Ilse unseren Beirat zu verjüngen. Auch wir leben Diversity!

Was darf man von den Fondsfrauen noch bis Ende des Jahres erwarten, was steht auf Ihrer Agenda?

Connelly: Vielleicht zunächst ein Wort zu dem, was wir bereits erreicht haben in diesem Jahr. Einmal abgesehen von unseren regelmäßig stattfindenden Regionaltreffen sowie den zur Zeit digital organisierten Afterwork-Talks können wir neben dem schon erwähnten Relaunch unserer Webseite als echten Erfolg verbuchen, dass wir unsere Präsenz und unsere Wahrnehmung in den sozialen Netzwerken wirklich enorm haben steigern können. Was unsere weiteren Pläne in den kommenden Monaten angeht, so ist vor allem die anstehende Neuauflage unserer Studie zur Gender Diversity in der deutschen Asset-Management-Branche zu nennen, die wir nun schon zum dritten Mal gemeinsam mit der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft KPMG durchführen werden. Die Studie ist insofern von besonderer Bedeutung für uns als wir damit belegen können, dass es nicht nur Lippenbekenntnisse gibt, sondern dass sich wirklich etwas bewegt in Bezug auf die Förderung und Gleichstellung von Frauen in der Finanzindustrie. Schließlich verfolgen wir einen klar aktivistischen Ansatz als lediglich Frauen zusammenzubringen, damit sie sich gegenseitig bemitleiden können.

Und last but not least steht natürlich am 22. Oktober zum zweiten Mal die Verleihung des Fondsfrauen-Awards an, den unsere Redaktion wieder als Medienpartner begleiten wird, der allerdings diesmal leider nicht im Rahmen eines Events stattfinden wird, richtig?

Connelly: Das ist korrekt, wir haben uns am Ende dafür entschieden, aufgrund der nach wie vor nicht gebannten Coronapandemie auf eine Präsenzveranstaltung oder ein hybrides Event zu verzichten, und jeden einzelnen Gewinner zu besuchen und den Preis – natürlich mit Sicherheitsabstand – persönlich zu überreichen. Darüber hinaus werden wir uns mit den jeweiligen Preisträgerinnen oder Preisträgern im Rahmen eines unserer digitalen Afterwork-Talks ausführlich über deren praktische Erfahrungen austauschen. Mit unserem Award wollen wir erneut die herausragenden Leistungen von Frauen sichtbar machen, um zu zeigen, dass Gender Diversity ein wichtiger Bestandteil guter Unternehmensführung ist. Von daher wird es den Preis auch diesmal wieder in den drei Kategorien "Company of the Year", "Role Model of the Year" und "Woman of the Year" geben, um damit ein Zeichen für herausragende Leistungen zu setzen. Unsere Jury hat die Gewinnerinnen inzwischen ermittelt, und ich kann sagen, dass es auch diesmal wieder die eine oder andere Überraschung geben wird.

Vielen Dank für das Gespräch. (hh)