Der Spitzenreiter der aktuellen Hitparade der Fondswelt – aufgeschlüsselt nach Branchen, Regionen und Ländern – kann wohl nur als echte Überraschung bezeichnet werden. Dass Fonds, die in der Türkei investieren, Ende April 2017 das größte Monatsplus vorzuweisen haben, ist logisch nicht erklärbar. Bereits in unserer Februar-Auswertung belegten sie den vordersten Rang.

Die politische Entwicklung des Landes ist hinlänglich bekannt und dürfte wohl kaum jemanden zu Investitionen animieren. Begleitet wird die politische Entwicklung von ebenso düsteren wirtschaftlichen Prognosen, die am Bosporus bis auf weiteres keine Höhenflüge erwarten. Inhaber des ESPA Stock Istanbul, die den Fonds nicht in Panik verkauft haben, liegen seit Anfang Dezember des Vorjahres dennoch fast 20 Prozent im Plus.

Berichte über einen namentlich nicht bekannten Marktteilnehmer, den die Börsianer in Istanbul als den "Dude" bezeichnen und der seit geraumer Zeit in großem Stil türkische Aktien kauft, passen in dieses kuriose Bild. Die Bandbreite der Gerüchte um den "Dude" reicht inzwischen von einem Londoner Hedgefonds-Manager indischer Herkunft bis hin zu einem geheimen türkischen Souvereign Wealth Fund, der als Käufer auftritt. Fest steht, dass Türkei-Fonds traditionell extrem volatil sind, man muss daher annehmen, dass sie schon in einem der kommende Monate wieder am unteren Ende unserer Statistik auftauchen.

Europa entwickelt sich gut
Wesentlich mehr Stabilität zeigen hingegen europäische Nebenwerte. Diese Fonds-Gruppe beendete den April mit einem Monatsgewinn von 4,43 Prozent, womit sich der seit fünf Jahren intakte Trend erneut bestätigte. Kurzfristig sehr ähnlich, langfristig aber noch erfolgreicher, entwickelten sich deutschen Small Caps, die derzeit auf einen Zehn-Jahres-Performance von rund 105 Prozent zurückblicken können – was einer annualisierten Rendite von 7,4 Prozent entspricht.

Insgesamt dominieren aktuell europäische Märkte den Monatsvergleich. Ob sich hier bereits Anleger von den US-Märkten enttäuscht abwenden, um von der aktuell erhofften Konjunkturerholung diesseits des Atlantiks zu profitieren, ist schwer festzustellen. Sicher ist nur, dass US-Medien vermehrt auf die Chancen in Europa hinweisen. Vor allem die Aussicht, dass in Frankreich doch kein politischer Rechtsruck stattfindet, verleiht dem Euroraum wieder Phantasie.
 

Rohstoffmärkte leiden
Schlusslicht der Mai-Statistik sind Fonds, die in Rohstoffe investieren. Ihr Monatsverlust beträgt fast fünf Prozent, womit das Ein-Jahres-Plus auf knapp über sieben Prozent schrumpft. Ähnlich schwach entwickelte sich die "Sub-Sparte" Energie, die wegen des stagnierenden Ölpreises nicht vom Fleck kommt. Dass die Märkte Brasilien und Russland in einem solchen Umfeld auch mehr Ab- als Zuflüsse sehen, liegt auf der Hand. (gf)


Über das FONDS-professionell Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS-professionell-Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der FIAP-Aktienfonds-Indizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre sowie über 5 und 10 Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.

Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang Juni.