Dass die Börse zukünftige Entwicklungen vorwegnimmt, konnte man in letzter Zeit selten so eindrucksvoll beobachten wie im April 2020. Obwohl sich fast die ganze Welt quasi in Quarantäne befand, drehten die Aktienindizes schon um den 20. März und setzten ihren Aufwärtstrend über den gesamten April hinweg fort. Im Durchschnitt verteuerten sich Aktienfonds im April um rund 7,5 Prozent. Fast exakt denselben Monatsertrag verdienten Fondsinhaber, die in global diversifizierte Produkte investiert sind.

Dass dieser Turnaround nicht der guten Unternehmensentwicklung geschuldet war, sondern eher als technische Reaktion auf den brutalen Absturz der Monate Februar und März zu sehen ist, zeigt der Monatssieger: Mit einem durchschnittlichen Wertzuwachs von mehr als 35 Prozent lagen die 31 von Mountainview erfassten Edelmetallfonds an erster Stelle, gefolgt von breiter diversifizierten Rohstofffonds (+17%), die ebenfalls vor allem vom steigenden Goldpreis profitierten.

Erst auf Platz Drei der Top-Ten-Liste findet man mit Biotechnologiefonds (18 Fonds) eine Gruppe, die als klarer Profiteur der globalen Gesundheitskrise fast 16 Prozent Monatsperformance sahen. Auch der Energiesektor, der über drei Monate zu den zehn schlechtesten Fondsgruppen zählte, verdankt das gute Monatsergebnis von mehr als 13 Prozent eher der Reaktion auf den beispiellosen Absturz des Ölpreises – mit Energie ließ sich langfristig betrachtet schon lange nichts mehr verdienen: Die Zehnjahres-Bilanz der Sparte liegt bei 43 Prozent Minus. Nur Türkei-, Brasilien- und Lateinamerika-Fonds liefen noch enttäuschender.

"Corona-Opfer" performten schlecht
Ein Blick auf die Flop-Ten-Liste für den April zeigt, dass es vor allem jene Länder sind, die besonders schwer von der Pandemie betroffen waren, die man hier antrifft: "Italien", "Großbritannien", "Frankreich" und damit auch "Euroland" konnten sich zwar von ihren Tiefstständen lösen, die Wertzuwächse verliefen dabei aber unterdurchschnittlich.

Dass niemand die heikle Frage nach der weiteren Entwicklung über den Sommer hinweg seriös beantworten kann, lässt sich leicht an der enormen Bandbreite der derzeit vorliegenden Prognosen erkennen: Während Optimisten davon ausgehen, dass das Schlimmste längst hinter uns liegt, befürchten Pessimisten, dass die aktuelle Erholung nur eine Bullenfalle ist. Ihrer Einschätzung nach wird die schwerste globale Rezession nach dem Zweiten Weltkrieg auch für die Börsen noch weitere Konsequenzen haben. Fest steht hingegen schon, dass man eine allfällige Entscheidung für einen Ein- oder Ausstieg treffen muss, bevor die weitere Entwicklung klar ist. Danach wird es zu spät sein. (gf)


Über das FONDS-professionell Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der FIAP-Aktienfonds-Indizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre sowie über 5 und 10 Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang Juni.