Wer glaubt, dass die "Börsen-Weisheit", wonach das Ergebnis der ersten fünf Handelstage Rückschlüsse auf den Gesamtjahresverlauf zulässt, stimmt, darf optimistisch ins neue Jahr blicken. In den 47 Jahren seit 1950, in denen der US-Leitindex S&P 500 die erste Handelswoche mit Gewinn beendete, verlief auch der Rest des Jahres in 39 Fällen positiv. Das US-Finanzportal Motley Fool weist in diesem Zusammenhang darauf hin, dass dieser 83-Prozent-Chance eine durchschnittliche 73-Prozent-Chance gegenüber steht. Mit anderen Worten: Aktien beenden Börsenjahre grundsätzlich eher im Plus, ein guter Jahresstart verbessert diese Wahrscheinlichkeit nur geringfügig. Außerdem kam es in der Hälfte der Fälle, in denen die erste Handelswoche Verluste brachte, zu positiven Gesamtjahresergebnissen.

Trotzdem dürften die meisten Fondsbesitzer den Jahresauftakt mit Erleichterung wahrgenommen haben. Insgesamt beendeten Aktienfonds den Januar mit einem durchschnittlichen Plus von 6,72 Prozent, die mehr als 1000 Fonds umfassende Region "Welt" legte fast sechs Prozent zu (siehe PDF unten).

China legt zweistellig zu
Sieht man sich die Monatsstatistik im Detail an, finden sich – ähnlich wie im November des Vorjahres – die Regionenfonds, die in "Großchina" und "China" investieren, mit jeweils zweistelligen Wertzuwächsen. Ähnlich gut verlief der Januar für Technologiefonds, die ebenfalls mehr als elf Prozent teurer wurden. Auffällig gut entwickelten sich darüber hinaus Portfolios mit deutschen und italienischen Aktien sowie Edelmetallfonds.

Allem Anschein haben die meisten Investoren bislang noch keine Angst, dass sich die Spannungen zwischen USA und China ausweiten könnten. Im Gegenteil, jüngste Umfragen unter Fondsmanager ergaben, dass diese überwiegend (mehr als 90 Prozent) davon ausgehen, dass das "Jahr des Hasen" in China beziehungsweise in Ostasien im Plus enden wird. Einerseits, weil sie davon ausgehen, dass nun auch in China die Pandemie weitestgehend überstanden ist, und andererseits, weil sie in der Volksrepublik Potenzial für eine Lockerung der Geldpolitik sehen.

Monatsverlierer Türkei
Der erste Monat des Jahres verlief für die Aktienmärkte so gut, dass nur zwei der 52 beobachteten Fondsgruppen ein Minuszeichen aufwiesen: Türkei und Indien, wobei Indienfonds nur 1,84 Prozent verloren. Kräftige Verluste sahen nur die drei von Mountain-View erfassten Türkei-Fonds, die fast zehn Prozent an Wert einbüßten. Diese Korrektur erfolgt jedoch am Ende einer Kursverdoppelung binnen Jahresfrist – in Euro gerechnet. Parallel dazu hat sich der Wert der Landeswährung mehr als halbiert und die Verbraucherpreise sind mehr als 80 Prozent gestiegen. Betrachtet man die Börse Istanbul langfristig, war sie in der letzten Dekade keine gute Idee. Da Mitte des Jahres in der Türkei Präsdentschafts- und Parlamentswahl stattfinden werden, ist mit einem turbulenten Jahr zu rechnen. (gf)


Über das FONDS-professionell Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der FIAP-Aktienfonds-Indizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre sowie über 5 und 10 Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang März 2023.