Dass Australien-Fonds dieses Ranking anführen, kam seit Start dieses Monatsberichts im Juli 2014 noch nie vor. Allerdings liegt dies nicht daran, dass die Investoren Down Under zu ihrem neuen Liebling erkoren hätten, sondern vielmehr daran, dass australische Aktien zuletzt von Kursrückgängen verschont blieben.

Während die seit Anfang April erzielten Kursgewinne beim Dax oder S&P 500 inzwischen verloren sind, konnte sich der ASX200 Index der Börse Sydney zuletzt halten beziehungsweise im Juni mehr als drei Prozent gegen den internationalen Trend zulegen. Eine wirklich plausible Erklärung dafür liegt nicht vor, denn eigentlich müsste Australien angesichts der wirtschaftlichen Eintrübung beim wichtigsten Handelspartner China eher schwächeln.

Tim Baker, Anlagestrategen der Deutsche Bank, vermutet, dass Australien aktuell von einem Safe-Haven-Effekt profitiert. Vergleiche man die Volatilität der Börse Sydney mit jener der wichtigsten anderen internationalen Aktienmärkte zeigt, sich, dass australische Aktien seit den frühen 1990er Jahren signifikant geringere Schwankungen aufweisen. Dies liege auch daran, dass der ASX200 Index mit einem Anteil von rund 30 Prozent mehr defensive Titel enthalte als die führenden asiatischen Börsen, für die der Vergleichswert bei etwa 20 Prozent liege.

Australien ist kein sicherer Hafen
Allzu große Hoffnungen, dass man sich in Australien vor einer schärferen internationalen Aktienkorrektur "verstecken" könnte, sollte man sich allerdings nicht machen. Ein Blick auf die Baisse des Jahres 2008 zeigt, dass auch australische Aktien in der Spitze in etwas die Hälft an Wert einbüßten und sich auch in der anschließenden Erholung nicht schneller erholten als Dax & Co.

Insgesamt beendeten nur zehn von 57 Regionen und Branchen den Juni mit einem Plus, der Rest der Aktienwelt wurde billiger, wobei auch extreme Ausschläge nach unten ausblieben. Das Schlusslicht bildete diesmal Thailand. Damit beschleunigte sich die seit Monaten währende Schwächetendenz des südostasiatischen Marktes, der noch während der Februar-Turbulenzen an den Börsen durch seine Stabilität aufgefallen war.

Baisse geht von China aus
Die Schwäche der Emerging Markets ging zuletzt von China aus, betroffen waren davon die Fondsgruppen "China", "Großchina", "Asien ohne Japan", "Korea" und "Südostasien". Als Ursache dieser China-Baisse ist unschwer der von der Administration Trump initiierte Handelskrieg auszumachen.

Die Liste der Produkte "Made in China", auf die nun in den USA höhere Zölle eingehoben werden, wächst weiter. Und da nun auch China US-Herstellern den Marktzugang erschwert, ist kurzfristig keine Entspannung in Sicht.

Magere Halbjahresbilanz
Wie ein Blick auf die Halbjahresbilanz der 57 vom Fondsbarometer erfassten Regionen und Branchen zeigt, war 2018 bisher für Aktienfondsbesitzer kein gutes Jahr. Im Durchschnitt büßten die beobachteten Fonds rund 2,4 Prozent an Wert ein. Auch die Fondsgruppe "Welt", also Produkte, die global investieren, verlor seit Jahresbeginn 1,54 Prozent. 

18 Kategorien konnten seit 1. Januar Verluste vermeiden, wobei nur die Sparte "Technologie" mehr als fünf Prozent Wertzuwachs verbuchte. Der steigende Ölpreis rettete die Halbjahresbilanz der "Russland-Fonds" sowie jener Unternehmen, die von "Energie-Fonds" gekauft werden. Unter den Top 10 im Sechsmonatsrückblick findet man auch Italien und Spanien, was angesichts der schwachen Langzeitperformance von Fonds, die in diesen Ländern investieren, allerdings nur ein schwacher Trost für betroffene Anleger sein dürfte.

Was die Aussichten für die zweite Jahreshälfte betrifft, überwiegen derzeit die skeptischen Stimmen. Konjunkturdaten für Europa und China werden tendenziell schwächer, die Stimmungsindikatoren verschlechtern sich, und die Impulse von Seiten der EZB gehen ihrem Ende entgegen. Oberflächlich betrachtet gibt es also derzeit wenig Anlass zu Optimismus. Allerdings war dies auch schon in der Vergangenheit oft der Fall – man darf daher nicht übersehen, dass an den Finanzmärkten positive Überraschungen keineswegs seltener als negative. (gf)


Über das FONDS-professionell Fondsbarometer
FONDS professionell bringt seit Juli 2014 monatlich das FONDS professionell Fondsbarometer – eine Performanceübersicht der FIAP-Aktienfonds-Indizes gereiht nach ihrer Monatsperformance. Daraus wird ersichtlich, welche Fonds gerade "Rückenwind" haben und welche unter Kursverlusten leiden. Damit daraus eine brauchbare Information wird, zeigt die Darstellung auch, wie diese Fondskategorien (Länder, Regionen, Branchen und Themen) über andere Zeiträume abgeschnitten haben – 1 Monat, 3 Monate, 6 Monate, 1 Jahr, 3 Jahre sowie über 5 und 10 Jahre. Die jeweils zehn stärksten und zehn schwächsten Ergebnisse sind farblich hervorgehoben.
Das nächste Fondsbarometer erscheint Anfang August.