Nicht nur in Deutschland, rund um den Globus besteht ein enormer Bedarf an Investitionen in die Infrastruktur. Das Thema bietet Anlegern somit auf Jahre hinaus gute Renditechancen, wie Nermin Aliti, Leiter Fonds Advisory der Laureus Privat Finanz ausführt. Zu den Gewinnern der notwendigen Maßnahmen dürfte in erster Linie die klassische Baubranche zählen. "Vor allem international aufgestellte, große Baukonzerne und Spezialbaufirmen, etwa für den Brückenbau, sollten von dem großen Bedarf profitieren. Ebenso Unternehmen, die in den Bereichen Energieeffizienz von Gebäuden sowie Strom- und Wasserleitungen tätig sind. Nicht zuletzt gehört auch die Erneuerbare-Energien-Branche dazu", erklärt der Experte.

Aliti begründet seine Einschätzung zum einen damit, dass zahlreiche Industriestaaten wie etwa Deutschland, Italien, Großbritannien oder die USA in den vergangenen Jahrzehnten zu wenig in Straßen, Tunnel, Brücken, Leitungsnetze, Schienennetze, Häfen und Flughäfen investiert haben und inzwischen ein hoher Nachholbedarf bestehe. Nicht von ungefähr hätten die USA Ende 2021 ein Infrastrukturprogramm in Höhe von 1,2 Billionen US-Dollar beschlossen – unter anderem, um auch Leitungsnetze für Strom und Wasser wieder fit zu machen.

94 Billionen US-Dollar
Zum anderen herrsche großer Investitionsbedarf durch die technische und gesellschaftliche Entwicklung. "In Deutschland fehlt es heute etwa an Windrädern und Stromtrassen für die Verteilung erneuerbarer Energie, an Ladestationen für E-Autos, an flächendeckend schnellem Internet, an Verladehäfen und -stationen für Flüssiggasimporte und an ausreichenden Kapazitäten für den Schienengüterverkehr", schreibt Aliti. Bis 2040 würden daher in Summe 94 Billionen US-Dollar in Infrastrukturprojekte investiert werden – davon können Anleger profitieren.

Auf der einen Seite bestehen bei solchen Vorhaben nicht zu vernachlässigende Risiken, warnt der Experte. Beispielsweise haben sich viele Unternehmen vor der Zinswende hoch verschuldet und könnten bei weiter steigenden Zinsen Schwierigkeiten mit der Refinanzierung ihrer Schulden bekommen. Zum anderen können sich Projekte generell verzögern, verteuern oder auch scheitern. So hat zum Beispiel die Corona-Pandemie viele Bauprojekte zum Stillstand gebracht und es dauerte lange, bis sie wieder Fahrt aufnahmen.

Vorsicht vor der Politik
Ferner sei auch die Politik zu beachten. Diese gebe bei Infrastrukturinvestitionen die Richtung vor. Die EU-Taxonomie etwa, als Klassifikationssystem für nachhaltige Geschäftstätigkeiten, will Investitionen so lenken, dass die Klima- und Energieziele der Europäischen Union erreicht werden. "Für Unternehmen und Investoren sind die politischen Rahmenbedingungen eine Herausforderung, aber auch eine Chance auf lukrative Aufträge für jene Betriebe und Geldgeber, die sich bereits im Bereich Nachhaltigkeit positioniert haben oder entsprechend anpassungsfähig sind." Daher sollten Aliti zufolge trotz der attraktiven Aussichten Unternehmen, die im Bereich Infrastruktur tätig sind, nur einen kleinen Teil des Depots ausmachen. (jb)