Nach der Lehman-Pleite 2008 steht der österreichische Finanzmarkt gestärkt da. Die Prognose des US-Ökonomen Paul Krugman, dass Österreich das zweite Griechenland werde, seien nicht zuletzt aufgrund von Eingriffen der Aufsicht nicht wahr geworden, meinte FMA-Vorstand Klaus Kumpfmüller bei der Präsentation des Jahresberichts für 2017. Zum Beispiel haben die Banken heute eine mehr als doppelt so hohe Kernkapitalquote als 2008, nämlich 15,1 Prozent statt rund sieben Prozent im Jahr 2008 und die Eigenmittelquoten legten von elf auf 18,4 Prozent zu.

Fremdwährungskredite und NPLs abgebaut
Das Verhältnis von Krediten zu Einlagen (Loan-Deposit-Ratio) bei den Bankentöchtern in Zentral- und Südosteuropa wurde von 117 Prozent auf 79 Prozent (Stand Ende 2017) zurückgefahren. Und der NPL-Anteil bei den österreichischen Banken (inklusiver der Auslandstöchter), der sich nach 2008 im Jahr 2012 zu einer Spitze von 8,7 Prozent aufgebaut hat, ist mittlerweile auf 4,3 Prozent gesunken. Auf privater Ebene konnte das Volumen an Fremdwährungskrediten durch rigides Vorgehen der FMA von 36 auf 12 Milliarden Euro abgebaut worden; statt 270.000 betroffener Haushalte sind es per Ende 2017 noch 95.000.

"Nach der Lehman Pleite haben Politik und Aufsicht sowohl international als auch national die richtigen Lehren gezogen. Wir dürfen uns aber nicht ausruhen. Markt und Teilnehmer sind vergesslich und fallen leicht in alte Verhaltensmuster zurück", so Kumpfmüller. So sei die Quote bei den faulen Krediten nach wie vor verbesserungswürdig. Und dass man kürzlich bei den Banken wieder wegen zu lockerer Vergabekriterien bei Wohnbaukrediten urgieren musste, zeige, dass man nicht locker lassen darf.

Wertpapierberatung professionalisiert
In vielen Bereichen – etwa Transparenz, Kundeninformation und Professionalisierung - seien aufgrund der neuen Anforderungen durch Mifid II beziehungsweise durch das neue WAG 2018 so wie die Versicherungsvertriebsrichtlinie IDD bereits etliche Verbesserungen auf den Weg gebracht worden. Gerade im Bereich der Wertpapierberatung, wo man nach der Krise eine zunehmende Professionalisierung beobachtet hat, komme es durch die neue Gesetzeslage erneut zu einer Marktbereinigung, so Kumpfmüller: So werden im Rahmen der Mifid II-Regulierung bekanntlich höhere Standards bei Aus- und Weiterbildung für Finanzdienstleister gefordert.

Auch kann die FMA auf Basis des neuen WAG 2018 seit Jahresbeginn kleine Vertraglich gebundene Vermittler eine Vor-Ort-Prüfung vornehmen. Die Zahl der Vertraglich gebundenen Vermittler ist laut den aktuellen Zahlen von über 2.400 im Jahr 2016 auf 1.656 abgesunken.

Vor-Ort-Prüfungen
Bei Wertpapierfirmen und Wertpapierdienstleistungsunternehmen (WPDLU) hat die FMA 2017 insgesamt 30 Vor-Ort-Prüfungen durchgeführt; vier davon waren anlassbezogen. Bei Kreditinstituten gab es 47 Vor-Ort-Prüfungen, das ist nahezu eine Vervierfachung seit 2008. "Warum die Vermeidung von Fehlverhalten so wichtig ist, lässt sich in Zahlen ausdrücken. Laut Berechnung der EZB sind bei den Banken in Europa und den USA zwischen 2008 und 2016 Rechtsriken im Ausmaß von 275 Milliarden Euro schlagen geworden. 160 Milliarden Euro an Rückstellungen für Rechtsrisiken wurden gebildet", so Kumpfmüller.

Die Zahl der Strafverfügungen hat in den vergangenen Jahren indes sehr stark abgenommen: 2013 waren es 144, 2017 nur noch neun. Dafür hat die Zahl der Ermahnungen zugenommen von 54 auf 119. Ettl: "Einerseits ist die Disziplin am Markt gestiegen. Gleichzeitig können wir uns aufgrund neuer gesetzlicher Möglichkeiten auf das Wesentliche konzentrieren und Straferkenntnisse für zentrale Problemfälle erstellen und im Vorfeld Ermahnungen aussprechen“.

Cyber-Stresstest
Im besonderen Fokus steht für die Behörde die Cyber-Sicherheit. Sie arbeitet an einem Instrument, um die IT-Sicherheit der Finanzinstitute auf den Prüfstand zu stellen. Vorstand Helmut Ettl rechnet damit, dass rund zehn Banken an diesem Stresstest freiwillig teilnehmen. Geschehen soll das bis Jahresende. "Wir bekommen dafür sehr positive Resonanzen aus der Industrie. Es geht darum, zu sehen, wie sensibel die IT der Institute wirklich ist. Es kann sich herausstellen, dass der externe Provider eine Schwachstelle im Gefüge ist, oder umgekehrt", so Ettl. (eml)