Bert Flossbach, Gründer der Kölner Vermögensverwaltung Flossbach von Storch und Manager des mehr als sieben Milliarden Euro schweren Mischfonds FvS Multiple Opportunities, wehrt sich dagegen, die Volatilität als Messgröße für das Risiko eines Investments heranzuziehen.

Die moderne Portfoliotheorie habe Volatilität in den vergangenen Jahrzehnten zum dominanten, wenn nicht sogar zum alleinigen Maß für Risiko postuliert, schreibt Flossbach in seinem aktuellen Quartalsbericht. Volatilität sei einfach messbar und eigne sich hervorragend, um den abstrakten Begriff "Risiko" zu quantifizieren, habe aber zwei ganz entscheidende Nachteile: "Die Volatilität ist immer dann besonders hoch, wenn die Kurse bereits stark gefallen sind. Mit diesem Widerspruch kann sich kein kluger Investor abfinden. Warum sollte er etwas verkaufen, nur weil es günstiger geworden ist?" Ihm habe sich nie erschlossen, warum der Kauf einer Aktie zu einem Preis von 50 riskanter sein soll als zu einem Preis von 100, wenn sich an dem Unternehmen nichts Grundlegendes verändert habe.

Flossbach zufolge ist eine Anlage dann riskant, wenn sie zu einem dauerhaften absoluten Verlust führt oder das Anlageziel verfehlt. "Ein Kontoguthaben von mehr als 100.000 Euro bei der falschen Bank ist also nicht risikofrei, obwohl es per Definition keine Volatilität hat", so der Fondsmanager. Anleger mit langfristigem Horizont könnten und sollten Wertschwankungen als normale Begleiterscheinung akzeptieren. "Im Vordergrund steht das langfristige Verhältnis von Ertrag und Risiko einer Anlage", schreibt Flossbach. "Unsere Aufgabe ist es, Volatilität und Risiko zu trennen. Reine Volatilität schmerzt nur temporär, auf lange Sicht ist sie viel Lärm um nichts."

Anleihen können Verluste aus Aktien kaum noch kompensieren
Der Vermögensverwalter räumt in dem Quartalsbericht mit anderen etablierten Investmentgrundsätzen auf. So hätten die jüngsten Kursrückgänge deutlich negativere Auswirkungen auf gemischte Portfolios gehabt als der Sommer-Crash des Jahres 2011. "Der liebgewonnene Diversifikationseffekt (Verluste von Aktien werden zumindest teilweise durch Gewinne bei erstklassigen Anleihen kompensiert) funktioniert in einer Welt ohne Zins nicht oder nur noch eingeschränkt", so Flossbach.

Dies lasse die Schlussforderung zu, dass ein Portfolio aus Aktien und Kasse künftig attraktiver sei als die Kombination aus Aktien und Anleihen höchster Bonität. "Anleihen lohnen nur dann, wenn ihr Kursrisiko durch entsprechende Ertragspotenziale belohnt wird, was für eine opportunistische Anlage in höherrentierende Unternehmensanleihen spricht."

Flossbach plädiert dafür, dass der Aktienanteil eines Portfolios künftig höher sein sollte als in der Vergangenheit, "sofern die realistische Ertragserwartung auf dem Niveau der vergangenen zehn Jahre liegt und der Investor in der Lage ist, die damit verbundenen Kursschwankungen zu ertragen". (bm)