Der Ukranie-Krieg hat die internationalen Börsen auf Talfahrt geschickt. Zwar haben sie einen Teil der Verluste schnell wieder aufgeholt, auf dem Niveau von vor rund einem Monat sind die Indizes aber noch längst nicht. Daher stellen sich viele Anleger erneut die Frage, wie sie ihre Aktienbestände absichern können – ein nachvollziehbares Anliegen, das gut geplant sein will: "Das vielzitierte Risikomanagement beginnt aber vor der Investition und darf sich nicht auf hektisches Reagieren beschränken", sagt Kapitalmarktstratege Thomas Lehr von Flossbach von Storch in einem Beitrag auf der Internetseite des Kölner Vermögensverwalters. 

Der Experte warnt zunächst, dass Anleihen als Alternative zu Aktien überhaupt nicht mehr taugen. "Mit nominalen Anlagen, ganz gleich ob Cash oder Anleihen, wird langfristig kaum jemand mehr in der Lage sein, die Kaufkraft seines Vermögens zu erhalten. Die jüngsten Entwicklungen ändern daran nichts – im Gegenteil steht zu befürchten, dass sich die Inflation temporär noch einmal weiter vom Zins entfernt." Ohne Aktien geht es nach Lehrs' Ansicht also nicht, sonst bekommt man als Anleger noch größere Probleme. "Wer jetzt sein Portfolio taktisch gegen die Kursschwankungen eben jener Aktien schützt, die langfristig Teil der Lösung sind, geht ein anderes, möglicherweise sehr viel substanzielleres Risiko ein." 

Aktienauswahl ist das A und O
Entscheidend ist dem Flossbach-Experten zufolge die Wahl der richtigen Wertpapiere. "In welchen Unternehmen bin ich investiert?", sei daher die Kernfrage. Anleger könnten bereits mit 20 Prozent Aktienquote einen großen Schaden anrichten, während sie umgekehrt trotz einer Quote von 80 Prozent Aktien ein vergleichsweise stabiles Portfolio haben können. Eher defensivere, schwankungsärmere Titel finden Lehr und seine Kollegen in den USA. Deutsche und europäische Unternehmen seien grundsätzlich ebenfalls interessant. Aktuell bestehe aber das Problem, dass sie stärker von internationalen Lieferketten abhängig sind, die angesichts der geopolitischen Entwicklungen hinterfragt werden müssten.

Einer anderen, beliebten Absicherung von Aktienportfolios erteilt der Flossbach-Stratege eine Absage: Optionen und Futures. "Optionen sind teuer und bergen das Risiko, dass man Geld selbst dann verliert, wenn nichts oder zu wenig passiert", so Lehr. Bei Futures bestehe das Problem, dass man immer den richtigen Basiswert finden müsste. "Ein internationales Aktienportfolio bekäme durch eine nennenswerte Short-Position im Dax schnell Schlagseite in die andere Richtung." Ebenso rät er ab, Aktien zu verkaufen und auf einen günstigen Wieder-Einstiegsmoment zu hoffen. Denn ein derart perfektes Timimng gelinge in der Prxais selten  bis nie. (jb)