Im Vergleich zum US-Dollar, aber auch zu anderen Währungen, steht der Euro derzeit nicht gut da. In den vergangenen Monaten hat er deutlich an Wert verloren und der Trend könnte sich weiter verstärken. "Sollten zum Zinsnachteil für den Euro Ängste über dessen Verfall dazukommen, wird sich dessen Abwertung kräftig beschleunigen", warnt Thomas Mayer, Gründungsdirektor des Flossbach von Storch Research Institutes.

Die europäische Gemeinschaftswährung hat seit Anfang 2021 gegenüber dem US-Dollar rund ein Fünftel ihres Wertes eingebüßt. Das liegt Mayer zufolge nur zum Teil daran, dass der Dollar sehr stark ist. Er verweist auf den handelsgewichteten Wechselkurs des Euro gegenüber 42 Partnerländern, der seit Anfang des vergangenen Jahres um rund sieben Prozent gefallen sei. Rechne man den Dollar heraus, komme man immer noch auf eine Abwertung gegenüber den anderen 41 Währungen von gut vier Prozent. "Bei der Abwertung des Euro spielt die US-Dollar-Stärke eine wichtige Rolle. Aber sie reflektiert knapp zur Hälfte auch eine Euro-Schwäche", sagt Mayer.

Verschuldete Staaten bremsen die EZB
Offensichtlich traue der Devisenmarkt der EZB nicht zu, der US-Notenbank bei der Bekämpfung der Inflation entschlossen zu folgen, so der Ökonom. "Die EZB liegt an der Kette der hoch verschuldeten Eurostaaten, denen bei stark steigenden Zinsen die Zahlungsunfähigkeit droht", meint Mayer. In näherer Zukunft dürfte sich der Zinsabstand zwischen USA und Eurozone somit noch mehr ausweiten und die Inflation im Euroraum mittelfristig höher bleiben als in den USA. Die sich daraus ergebenden tiefen Realzinsen dürften weiter auf den Wechselkurs des Euro drücken, so Mayer.

"Immerhin deutet gegenwärtig nichts darauf hin, dass die Euro-Schwäche auch von Ängsten vor einem Euro-Zerfall verursacht worden sein könnte", stellt er fest. "Noch glauben die Märkte an das Versprechen des früheren Notenbankchefs Mario Draghi, dass die EZB alles tun werde, um den Euro zu erhalten." Das könnte sich mit wachsenden politischen Unsicherheiten ändern. "Nach den Wahlen in Italien am 25. September könnte etwa eine Rechts-Mitte-Regierung gegenüber den EU- und EZB-Verantwortlichen wesentlich renitenter auftreten als ihre Vorgänger", erläutert Mayer. Und dass das TPI genannte Instrument der EZB zur Finanzhilfe überschuldeter Staaten funktionieren werde, darf nach seiner Ansicht bezweifelt werden. "Hedgefonds spekulieren offenbar wieder zunehmend gegen Italien", beobachtet der Flossbach-Ökonom. (fp)