Unternehmen werden entmachtet, der Tech-Sektor in China immer stärker eingeschränkt – die neue, harte Linie der chinesischen Parteiführung beunruhigt viele Anleger zunehmend. "Die Intransparenz der Prozesse in China, die Geschwindigkeit, aber auch das Fehlen rechtsstaatlicher Mittel auf Seiten der betroffenen Unternehmen sorgen für eine hohe Verunsicherung bei Investoren", beobachtet Michael Illig, Fondsmanager beim Vermögensverwalter Flossbach von Storch. 

Alles begann im November vor zwei Jahren, kurz vor dem geplanten Börsengang des Fintech-Unternehmens Ant Group, eines früheren Geschäftsbereichs der Online-Plattform Alibaba. Die Ant Group sollte an den Börsen in Shanghai und Hong Kong gelistet werden; ihr Börsengang wäre der weltweit größte aller Zeiten geworden und hätte dem Unternehmen auf einen Schlag eine Marktkapitalisierung von umgerechnet mehr als 300 Milliarden US-Dollar beschert. Doch daraus wurde nichts: Nachdem Alibaba-Gründer Jack Ma öffentlich die aus seiner Sicht zu strenge Regulierung des Fintech-Bereichs in China kritisiert hatte, stoppte die chinesische Regierung den Börsengang in letzter Sekunde.  

Ungewissheit macht Investoren zu schaffen 
Den Digitalsektor zu regulieren, ist auch in Europa oder den USA nicht unüblich: Auch im Westen gibt es im Tech-Sektor eine starke Konzentration zugunsten weniger großer Anbieter. Für eine stärkere Regulierung gäbe es also gute Argumente, meint Illig. Das Problem in China ist bloß, dass sich Anleger nicht auf transparente, klar kommunizierte Regulierungen einstellen können.  

"Auch das Fehlen rechtsstaatlicher Mittel auf Seiten der betroffenen Unternehmen sorgen für eine hohe Verunsicherung bei Investoren", sagt der Vermögensprofi. Dies erwecke bei vielen den Eindruck, strikte Maßnahmen könnten plötzlich vom Himmel fallen. Er rät Anlegern dazu, sich auf Unternehmen von "hoher Qualität" zu konzentrieren. "Wobei wir Qualität über die Stärke und Vorhersehbarkeit der künftigen Erträge dieser Unternehmen definieren", betont Illig. (fp)