Bedingt durch den weltweiten Lockdown steigen ziehen seit einigen Monaten die Rohstoff- und Produzentenpreise kräftig an. Das war bereits seit Jahresbeginn absehbar und ist daher nicht wirklich überraschend, schreibt Tobias Schafföner, Portfoliomanager bei Flossbach von Storch (FvS). Überraschend sei hingegen das Ausmaß des Preisanstiegs sowie der Umstand, dass der Inflationstrend nachhaltiger sein könnte als bisher angenommen. 

In der Finanzwelt kursiert dieser Tage das Angstwort Stagflation – eine Kombination aus dauerhafter Inflation und einer stagnierenden Wirtschaft. Einige Marktbeobachter sehen Parallelen zum Ölpreisschock der 1970er Jahre, als die Inflationsraten zweistellige Niveaus erreicht hatten. Damals reagierte die US-Notenbank Fed mit einer schrittweisen Erhöhung der Leitzinsen, zeitweise auf extrem hohe 20 Prozent, um der Geldentwertung etwas entgegenzusetzen. 

Sachwerte gegen Kaufkraftverlust
"Wir gehen nicht davon aus, dass die Inflationsraten ein ähnliches Niveau wie in den 1970er Jahren erreichen", beruhigt Schafföner, warnt aber zugleich davor, dass auch nur ein oder zwei Prozentpunkte mehr Inflation einen gewaltigen Unterschied machen können. Nach Ansicht des Flossbach-Experten ist es sehr wahrscheinlich, dass die Teuerungsrate in den kommenden Jahren über der Zwei-Prozent-Marke der Europäischen Zentralbank (EZB) liegen werde.

Dass sich die Geschichte nicht wiederholt, liegt laut Schafföner an der unterschiedlichen Ausgangslage der Notenbanken. Anders als damals braucht es heute dauerhaft niedrige Zinsen, um die horrende Verschuldung weltweit finanzieren zu können, erklärt er. Eine allzu deutliche Zinsanpassung würde zahlreiche Staaten und Unternehmen massiv belasten. Die Stabilität des Finanzsystems stünde infrage. "Die Anpassungsversuche der Notenbanken dürften deshalb nicht allzu radikal ausfallen", sagt Schafföner. Wie er es ausdrückt: "Homöopathie statt Schulmedizin." Um dem realen Kaufkraftverlust zu entgehen, rät er Anlegern zu erstklassigen Sachwerten. (fp)