Das Jahresende naht, und damit die Zeit der Vorhersagen, wo der Dax, der S&P 500 und andere Indizes in einem Jahr notieren werden. Stephan Fritz, Produktspezialist beim renommierten Vermögensverwalter Flossbach von Storch (FvS), hält es nicht für sinnvoll, sich an solchen Benchmarks zu orientieren – weder zum Jahresende noch unterjährig. "Wer permanent auf den Index starrt, neigt dazu, zu viel in die Indexentwicklung zu interpretieren und falsche Schlüsse zu ziehen", warnt er. "Er neigt dazu, Trends abzubilden, die ein Index für den Moment womöglich spiegelt." Und laufe damit schlimmstenfalls den wichtigen Entwicklungen hinterher.

Anleger sollten sich noch aus einem anderen Grund nicht an Benchmarks und Prognosen klammern, sagt Fritz: Man kann die Entwicklung von Aktienkursen, Zinsen und Co. nicht seriös vorhersagen. "Wir halten uns mit Prognosen deshalb zurück." Im "Prognosezirkus", wie Fritz es nennt, kann es seiner Einschätzung nach höchstens hin und wieder Glückstreffer geben. "Anlegern wird so Orientierung vorgegaukelt, vermeintlich jedenfalls. Genau das Gegenteil ist aber der Fall", sagt er.

Nicht in Kalenderjahren denken
Vorhersagen gaukelten eine Pseudosicherheit vor, die es nicht gebe, erklärt Fritz. Der größte Fehler, den Investoren machen können, ist deshalb seiner Meinung nach, ihre Anlagestrategie an Prognosen auszurichten. "Nur, weil ein Bankanalyst oder Vermögensverwalter sagt, der Dax würde in zwölf Monaten 20 Prozent höher notieren, sollte niemand Dax-Aktien kaufen", mahnt der Flossbach-Experte.

Das Hauptproblem an Prognosen ist das Denken, das dahintersteckt, meint Fritz: das Denken in Zeiträumen wie Kalenderjahren. Bei einer langfristigen Anlagestrategie geht es um Konsistenz, um Stetigkeit und darum, langfristig ordentliche Rendite zu erwirtschaften. "Im Grunde ist Geldanlegen eine unendliche Geschichte", sagt Fritz. Investments ließen sich nicht an Stichtagen ausrichten – und auch nicht an Benchmarks. (fp)