"105 Jahre nach Gründung der US-Notenbank Federal Reserve neigt sich das größte Experiment in ihrer Geschichte dem Ende entgegen", erklärt Beat Thoma, CIO bei Fisch Asset Management in Zürich. Dem Jahrzehnt nach der Finanzkrise mit Zinssenkungen und dem Anleihen-Ankaufprogramm folgen derzeit der Verkauf von Staatsanleihen und die nächsten kleinen Zinserhöhungsschritte. "Die Finanzmärkte sind entsprechend kurz vor einem einschneidenden Wendepunkt, auf den Investoren ihr Portfolio zwingend vorbereiten und neu positionieren müssen", empfiehlt der Fisch-AM-Chefanlagestratege.

Neben der Umkehr der Fed-Bilanz und der einhergehenden Normalisierung ihrer Politik müssten institutionelle Investoren auch die zu erwartenden Maßnahmen anderer wichtigen Notenbanken mit der Europäischen Zentralbank (EZB) an der Spitze berücksichtigen. Denn deren Vorgehensweisen dürften mit einer gewissen Verzögerung folgen.

Quantitative Tigthening wird unterschätzt
Die gesamten Auswirkungen der daraus resultierenden Reduzierung der Liquidität im Finanzsystem würden an den Märkten noch unterschätzt, warnt Thoma. Doch die Zahlen unterstreichten, welche Gefahr droht.

Aus ihrem aufgeblähten Bestand verkauft die Fed monatlich Papiere für 30 Milliarden US-Dollar. Gleichzeitig kommt eine ähnliche Summe an neuen Treasuries auf den Markt, um die zunehmende Neuverschuldung (auch dank der neuen US-Steuerreform) sowie die laufende Refinanzierung zu decken. "Diese rund 60 Milliarden US-Dollar neues Anleihenangebot pro Monat vermindert die Liquidität an den Finanzmärkten und wirkt sich ob der immensen Höhe global aus", erklärt Thoma.

Positiv dagegen sei die Tatsache, dass das makroökonomische Umfeld weiter sehr stabil sei. Dies signalisiere beispielsweise die relativ steile Zinskurve für zehnjährige Staatsanleihen in den USA – bisher ein sehr zuverlässiger Indikator. "Da in den vergangenen rund 60 Jahren jede Rezession von einer flachen Zinskurve vorweggenommen wurde, geht hier keine aktuelle Gefahr aus. Wir sehen jedoch die Tendenz einer Abflachung, was als Frühwarnsignal zu verstehen ist", schreibt Thoma. Zudem sollten sich Marktteilnehmer auf höhere Volatilitäten in der Zukunft einstellen.

Der momentane Zyklus sei aus Sicht Thomas aber immer noch gut für Aktien und Anleihengattungen mit hohen Zinskupons, insbesondere auch Bonds in Hartwährungen aus den Emerging Markets. "Die jüngsten Aktienmarktrückschläge bestärken uns in der Überzeugung, diese Anlageklasse durch attraktive Anleihenopportunitäten zu ersetzen, zu denen insbesondere Wandelanleihen zählen", erklärt Thoma abschließend. (aa)