Die politischen Denker und Lenker Europas stehen sich in ihren Bemühungen, kleinen und mittleren Betrieben den Zugang zum Kapitalmarkt zu erleichtern und somit die Konjunktur anzukurbeln, selbst im Weg. Bisweilen werden sämtliche Maßnahmen konterkariert: entweder über Interventionen der Zentralbanken oder eine überhandnehmende Regulierung an den Kapitalmärkten – und im Besonderen am Markt für Unternehmensanleihen. 

Zu diesem Schluss kommt die Studie "Remaking the Corporate Bond Market" der International Capital Market Association (ICMA), die von Zürich aus mehr als 500 an den Kapitalmärkten aktive Unternehmen (Investoren, Emittenten, Banken, Börsenmakler, Intermediäre und andere Stakeholder) vertritt. In den Augen vieler dieser Marktteilnehmer sei das aktuelle Modell des Marktes alles andere als nachhaltig, sein Überleben daher auf lange Sicht und vor allem in Hinblick auf ein Ende der weltweiten monetären Expansionsphase massiv in Gefahr.

Effizienz des Marktes massiv gefährdet
Das Hauptproblem ist die schwindende Liquidität am Markt für Unternehmensanleihen guter Bonität (Investment Grade). Transaktionen rasch und in beliebiger Größe auszuführen, ohne den Marktpreis zu beeinflussen, sei zunehmend schwieriger geworden. Darüber hinaus seien Emittenten über den Zustand des Zweitmarktes ernsthaft besorgt. Die Entkoppelung der Primärmarkt-Stabilität und der Liquidität am Sekundärmarkt wirke sich negativ auf die Kapitalbeschaffung aus, heißt es.

Die Herausforderungen der Zukunft bestünden zum einen darin, die Auswirkungen des Ankaufprogramms der EZB zu antizipieren. Zum anderen müsse man sich darauf einstellen, dass Regulatoren in Zukunft einen illiquideren Markt hinterlassen. Der Branchenverband ICMA empfiehlt dringend, geplante Regulierungen auf ihren Nutzen hin zu überprüfen. Ratsam wäre auch, über die Marktstruktur nachzudenken und Eigenkapitalvorschriften für Market-Maker zu lockern. (dw)