Eine große Mehrheit der Finanzmarktprofis erwartet, dass der zunehmende Einsatz von Künstlicher Intelligenz (KI) in den kommenden Jahren zu tiefgreifenden Veränderungen am Kapitalmarkt führen wird. Das zeigt eine aktuelle Umfrage des Bundesverbands der  Investment Professionals in Deutschland (DVFA) unter seinen rund 1.400 Mitgliedern.

62 Prozent der Befragten rechnen damit, dass es noch drei bis fünf Jahre dauern wird, bis die KI-Welle die Kapitalmärkte voll erfassen wird, 26 Prozent sehen das bereits in den nächsten ein bis zwei Jahren. Im Detail gehen die Meinungen zum Einsatz und Erfolg von KI aber weit auseinander.

Markttrends identifizieren
Einer der erwarteten Einsatzbereiche von KI im Investmentbereich ist die Identifikation von Markttrends und Wendepunkten. Über die Hälfte der Befragten (52 Prozent) schätzt das Prognosepotenzial für Markttrends aber noch als moderat ein. Mehr als jeder Dritte (38 Prozent) ist allerdings weit optimistischer und stuft die Vorhersagekraft von KI als sehr hoch ein. Nur zehn Prozent sehen lediglich geringes oder gar kein Prognosepotenzial.

Auch bei der Frage, in welchem Anwendungsbereich KI den größten Nutzen in der Branche bringen wird, gehen die Meinungen auseinander: Risikomanagement und Marktanalyse liegen mit jeweils 30 Prozent gleichauf, gefolgt von Handelsalgorithmen mit 22 Prozent. Das Schlusslicht bildet mit 18 Prozent die Kundenberatung. Jeder zweite der befragten Investment-Professionals erwartet zudem, dass KI bestehende Arbeitsplätze im Finanzsektor ersetzen wird, 20 Prozent sind sich unsicher und 18 Prozent sehen keine Auswirkungen auf die Arbeitsplätze. Dass KI sogar neue Stellen schaffen wird, glauben zwölf Prozent der Befragten.

Verschiedene Hürden bremsen KI-Integration
Als wichtigste Hindernisse für die KI-Integration nennen 58 Prozent der Befragten den Mangel an Verständnis oder Vertrauen. Rund ein Viertel sieht regulatorische Beschränkungen als Haupthindernis, gefolgt von den mit KI verbundenen technologischen Herausforderungen (17 Prozent). Kosten erscheinen dagegen derzeit nicht als Problem.

"Entscheidend für den Durchbruch der KI als Hilfsinstrument in unserer Branche wird die Verfügbarkeit belastbarer, strukturierter Daten sein", fasst DVFA-Geschäftsführer Christoph Schlienkamp die Umfrageergebnisse zusammen. "Wie generell bei jeder KI wird es darauf ankommen, wie die Modelle trainiert werden, aus welchen Daten sie lernen, und ob diese Prozesse noch gesteuert, nachvollzogen und kontrolliert werden können." (jh)