Private Anleger können seit Montag (22.4.) wieder in österreichische Bundesschätze investieren. Es handelt sich um die einzige Möglichkeit für Endanleger, direkt vom Staat Bundeswertpapiere zu kaufen. Im Unterschied zu Staatsanleihen ist kein Wertpapierdepot nötig, für den Einzelnen fallen keine Spesen oder Kosten an. Finanzminister Magnus Brunner (ÖVP) stellte die Details am Montag in Wien gemeinsam mit Markus Stix, Geschäftsführer der Österreichischen Bundesfinanzierungsagentur (OeBFA), vor und outete sich als "Kunde der ersten Stunde". Er habe ein Produkt gezeichnet, so der Finanzminister, der sich überrascht über den schnellen Abwicklungsmodus zeigte.

Die OeBFA habe es so eingerichtet, dass der Erwerb "nur 60 Sekunden" dauert, wie OeBFA-Geschäftsführer Stix ergänzte und dabei auf den gleichlautenden Actionfilm referenzierte – während dort innert einer Minute ein Auto geknackt sein muss, bestehe hier die völlig legale Möglichkeit, sich Zugang zu sicheren Renditen zu verschaffen, so Stix. So schnell wird es in der Realität jedoch nur bei jenen gehen, die bereits einen Zugang zu ID-Austria besitzen, und zwar in der Vollversion (also durch eine Behörde beglaubigt). Eine Authentifizierung über die ID-Vollversion ist Voraussetzung, um die neuen Bundesschätze zu zeichnen.

Ab 100 Euro
Die Veranlagung ist über die Bundesschatz-Website direkt vom Girokonto weg ab 100 Euro möglich, eine Höchstveranlagungsgrenze gibt es nicht. Österreich wird von großen Ratingagenturen mit AA+ oder einem Tripple A (Morningstar DBRS) bewertet und zählt zu den stabilsten Ländern der Welt. Das Geld gilt damit auch über 100.000 Euro hinaus als risikolos veranlagt (Einlagensicherung bei Banken ist bis 100.000 Euro garantiert). Es handle sich um die sicherste Geldanlage Österreichs, wie Brunner und Stix betonten.

Bewusst sein sollte man sich dessen, dass es keine Kursschwankungen gibt. Nicht nach unten, was die Anlage extrem sicher macht, aber auch nicht nach oben. Wenn die Zinsen also (wie erwartet) ab Sommer sinken, steigert das nicht den Kurswert (wie sonst bei bestehenden Anleihen üblich). Sprich man kann einen Bundesschatz dann nicht über Nominale verkaufen.

Ausstieg möglich
Apropos verkaufen. Mit der Sicherheit der Kapitalgarantie geht einher, dass vorzeitige Rückgaben mit einer Pönale ("Liquiditätskosten") belegt sind. Die OeBFA zieht dann bei kürzeren Laufzeiten bis zu einem Jahr für jeden nicht mehr veranlagten Restmonat 0,05 Prozentpunkte vom Zinssatz ab (das würde also eine Verzinsung von 2,85 Prozent bedeuten, wenn man eine mit drei Prozent verzinste Veranlagung drei Monate früher beendet). Beim vorzeitigen Ausstieg aus längeren Laufzeiten wird eine Berechnung nach tatsächlich veranlagten Tagen vorgenommen, wobei ein Schema gilt, das sehr frühe Ausstiege zinsmäßig unrentabler macht, weil der Großteil der Zinsen erst im zweiten Drittel der Laufzeit gutgeschrieben wird. Das volle Kapital werde aber in jedem Fall garantiert.

Rückgaben muss man beim Servicecenter anmelden. Man habe jedoch beim bis 2020 existierenden Bundesschatz-Modell gesehen, dass aus den langlaufenden Produkten wenige Anleger unter der Zeit aussteigen, so Stix.

Zur Auswahl stehen klassische und grüne Bundesschätze mit einer Zweckwidmung in nachhaltige Projekte. Momentan existieren bei klassischen Papieren Laufzeiten von einem Monat (3,5 Prozent Verzinsung p.a.), zwölf Monaten (3 Prozent) und zehn Jahren (2,5 Prozent p.a.). Im "grün" gewidmeten Bereich existieren Produkte auf sechs Monate (3,25 Prozent p.a.) und vier Jahre (2,75 Prozent p.a.). Käufer müssen sich somit hier – wie momentan generell am Finanzmarkt – mit einer inversen Zinskurve auseinandersetzen: Langlaufende Anleihen sind also entgegen dem "Lehrbuchschema" geringer verzinst als Kurzläufer, womit der Markt bereits seit einiger Zeit die ab Sommer erwarteten Zinssenkungen vorwegnimmt.

Konkurrenz zu Banken
Die Bundesschätze sollen nicht zuletzt den Wettbewerb unter den Banken ankurbeln, wie Brunner betonte. Österreichs Kreditinstituten war nachgesagt worden, dass sie die jüngsten Zinsanhebungen der EZB nur langsam an die Einlagenkunden weitergegeben haben. Wie dem Zinsportal der Nationalbank zu entnehmen ist, gewähren die Institute ihren Sparkunden etwa für sechs Monate Bindung derzeit im Durchschnitt 2,5 Prozent per annum und für zwölf Monate rund 2,7 Prozent, was in beiden Fällen unter dem Bundesschatzangebot liegt.

2020 wurde der Vertrieb von Bundesschätzen angesichts des Null- beziehungsweise Negativzinsumfelds eingestellt. Brunner und Stix rechnen auf Basis früherer Zahlen mit einer Anlegerzahl im fünfstelligen Bereich. Das neue Angebot kommt gerade noch rechtzeitig vor den im Sommer erwarteten Zinssenkungen der Europäischen Zentralbank (EZB), die naturgemäß auch die Verzinsungen bei den Staatsanleihen nach unten drücken werden. Laut Brunner ist der Bundesschatz das erste Finanzangebot, das über die noch junge ID-Austria ("elektronische Identität") zugänglich gemacht werde. Es sei damit zu rechnen, dass auch Banken und andere Finanzdienstleister über die ID-Austria künftig Authentifizierungen abwickeln.

Skepsis hinsichtlich KESt-Befreiung
Zurückhaltend äußerte sich Brunner zum im türkis-grünen Regierungsprogramm versprochenen Vorsorgedepot mit Behaltefrist beziehungsweise der KESt-Befreiung auf grüne Investmentprodukte. Wie die Redaktion berichtete, dürfte es in dieser Legislaturperiode nicht mehr dazu kommen. "Ich kämpfe bis zum letzten Tag dafür, aber ich habe leider keine Mehrheit im Parlament", so Brunner. Er hoffe, dass das Konzept in einem nächsten Regierungsprogramm stehen werde, dann aber etwas konkreter ausformuliert, womit man sich mehr Chancen auf Umsetzung erhoffen dürfe. (eml)