Trotz der zurzeit schlechten Stimmung an den internationalen Kapitalmärkten blicken Tobias Schmidt, Direktor Capital Market Research bei der FERI Rating & Research GmbH in Bad Homburg, und Werner G. Zenz, Bereichsleiter Private Banking bei Spängler, durchaus optimistisch auf die Entwicklung der kommenden Jahre, auch wenn sich das wirtschaftliche Umfeld in diesem Jahr deutlich schwieriger gestaltet. Auf Einladung des Bankhauses Spängler referierten die Experten vor mehr als 300 interessierten Gästen in den Salzburger Kavernen.

 

Zenz rät gerade für das Jahr 2008 zu einem ausgewogenen Portfolio. Er empfiehlt eine Mischung aus Geldmarkt und sicheren Staatsanleihen bei den Renten, bei Rohstoffen sieht er vor allem im Agrarbereich gutes Potenzial. Gold sei immer für eine Beimischung interessant und bei den Aktien müsse man wohl darauf achten, solche Titel zu bevorzugen, die über gutes Gewinnwachstum verfügen und von der konjunkturellen Abschwächung geringer betroffen sind. Auch sollten auf Sicht von 12 bis 18 Monaten die derzeit stark in Mitleidenschaft gezogenen Finanztitel eine positive Überraschung darstellen.

 

Alle Analysten und Anleger stehen derzeit natürlich im Bann der Subprime-Krise und den zuletzt stark gesunkenen Aktienkursen. Betrachtet man aber die Daten längerfristig, so ergebe sich doch ein weniger negatives Bild, betont Tobias Schmidt: "Bis vor einem halben Jahr verzeichneten wir eine insgesamt stabile globale Entwicklung, sowohl was die Preise als auch das konjunkturelle Wachstum betrifft." Die seither starken Schwankungen an den Aktienmärkten seien aber schon ein Alarmzeichen, zumal die aktive Zinspolitik der großen Notenbanken sowie die auch weiterhin positiv voranschreitende Globalisierung eigentlich ausgleichend wirken sollten.

 

Notenbanken bleiben aktiv

 

Schmidt analysiert die aktuellen ökonomischen Fundamentalwerte und sieht in den USA auch im Jahr 2008 eine Fortsetzung des schwachen Wachstums. "Die amerikanische Notenbank wird aber gerade im Wahljahr sehr aktiv sein und weitere Zinsschritte nach unten tätigen. Dies wirkt sich dann sicher spätestens ab Herbst und weiters in den Folgejahren wieder positiv aus, wir rechnen in den USA für 2009 mit einem Wachstum von 2,7 Prozent, 2010 sogar mit 2,8 - nach mäßigen 2,2 in 2008", so Schmidt.

 

In Europa sei mit wenigeren Zinsentscheidungen der EZB zu rechnen, auch hier sollte sich laut Einschätzung der Agentur FERI das Wachstum von 2,1 Prozent in 2008 auf 2,4 in 2009 steigern können. Ebenso werde die Inflation wieder zu einem leichten Sinkflug ansetzen (2008: 2,3 / 2009: 2,1 / 2010: 1,9 Prozent).

 

Ende der Dollarschwäche in Sicht

 

Schmidt geht davon aus, dass die mittlerweile sehr lang anhaltende Dollarschwäche zu Ende gehen und auch der hohe Wert des Euro gegenüber dem japanischen Yen leicht sinken werde. Dies hätte gerade für die in diese Währungsregionen exportierenden Unternehmen aus Europa einen sehr positiven Einfluss. "Ebenso sollten sich die Rentenmärkte in den nächsten drei Jahren wieder stabilisieren", schätzt Schmidt. "In den USA rechnen wir sogar mit leichten Steigerungsraten."

 

Auch auf den Aktienmärkten plädiert der Fachmann für nicht allzu großen Pessimismus. "Gerade die Börsen in den Industrieländern können sich durchaus bald erholen, mehr Gefahr sehe ich noch in den Emerging Markets, die derzeit zu hoch bewertet sind, aber mittelfristig aufgrund der deutlich höheren Wachstumsraten interessant bleiben."

 

Mittelfristige Risikofaktoren bleiben

 

Mittelfristige Risikofaktoren sieht Schmidt aber weiterhin: "Der Vertrauensverlust durch die Immobilien-Krise wird zu einem restriktiven Verhalten der Banken in der Vergabe von Krediten führen. Auch die mögliche Stagflation bleibt realistisch, da die hohen Ölpreise die Inflation trotz Konjunkturschwäche antreiben.

Geopolitische Gefahrenzone - gerade für den Ölpreis - bleibt natürlich der Mittlere Osten, ebenso Erdöl fördernde Länder wie Nigeria oder Staaten in Südamerika. Bei den Wechselkursen glaubt Schmidt hingegen nicht an den von vielen befürchteten "Dollar-Crash".


Bild (v.l.): Tobias Schmidt (FERI), Richard Wiens (Salzburger Nachrichten), KR Heinrich Spängler, Werner G. Zenz und Markus Dürnberger (alle Bankhaus Spängler)