Unter Fondsanbietern und Investoren breitet sich Angst aus, dass Großbritannien Ernst macht und aus der Europäischen Union austritt. Einer aktuellen Umfrage zufolge liegt die Wahrscheinlichkeit für den Brexit bei 30 Prozent. Den Ausgang des Referendums am 23. Juni vorherzusagen, ist allerdings nach wie vor schwierig, sagen Fondsmanager von Pioneer Investments. Briten, die bislang unentschlossen sind, könnten beim Referendum eine wichtige Rolle spielen. Der EU-Austritt würde wohl schlechtere Ratings für den britischen Staat und für britische Unternehmen nach sich ziehen, heißt es von dem Fondsanbieter: "Alles in allem wäre der Brexit negativ für Unternehmen und Wirtschaft in Großbritannien."

Die meisten britischen Fondsgesellschaften wollen ihr Geschäft im Vereinigten Königreich auch nach einem möglichen EU-Austritt fortführen. Einige Häuser denken allerdings darüber nach, in diesem Fall ihr Domizil zu verlegen, berichtet der Branchendienst Citywire. Sie fürchten höheren bürokratischen Aufwand und Unsicherheit aufseiten ihrer Kunden, falls Großbritannien der EU den Rücken kehrt. Henderson Global Investors weist zudem darauf hin, dass das Vereinigte Königreich nur als Mitglied der EU Einfluss auf die europäische Politik ausüben kann – und diese beeinflusst das Geschäft der Fondsanbieter enorm.

Max Otte hofft auf den Brexit
Nicht alle Investmenthäuser sind pessimistisch. Beim Bankhaus Sal. Oppenheim etwa geht man davon aus, dass sich die Mehrheit der Briten für den Verbleib Großbritanniens in der EU aussprechen wird. "Die wirtschaftliche Vernunft sollte über das britische Nationalgefühl siegen", sagt Volkswirtin Katrin Löhken. Der britische Premier David Cameron müsse seine Mitbürger allerdings noch deutlicher als bisher von den Vorteilen der EU-Mitgliedschaft überzeugen.

Und dann sind da noch jene, die optimistisch sind, gerade weil der Brexit mittlerweile ein realistisches Szenario ist. Zum Beispiel Max Otte: Der Fondsmanager und "BörsenProfessor" würden den Austritt Großbritanniens aus der EU begrüßen, sagte er gegenüber Citywire. "Großbritannien ist ein Fremdkörper in der EU und macht die Politik in der Eurozone schwierig beziehungsweise oft kaputt." (fp)