Die Lerneffekte aus der Finanzkrise halten sich in Grenzen, sagt Carsten Roemheld, Kapitalmarktexperte bei Fidelity. Zwar ist das Finanzsystem heute robuster aufgestellt. Bei einem erneuten Lehman-Szenario würde sich die Politik wohl zudem anders entscheiden und Dominoeffekte vermeiden wollen. Die hohe Verschuldung rund um den Globus und die nationalistischen und protektionistischen Tendenzen in mehreren Ländern geben aber Anlass zur Sorge, warnt Roemheld.

Als Auslöser einer globalen Vertrauenskrise könnte heute etwa ein erneutes Aufflammen der Euro-Krise dienen. Die Uneinigkeit der Euro-Staaten beim Thema Flüchtlinge sowie die Diskussionen über die Zukunft des Euro wecken Zweifel daran, ob die Eurozone im Krisenfall gemeinsame Lösungen finden würde, so der Fidelity-Experte. Überdies sind Rettungspakete den Steuerzahlern schwer zu vermitteln – obwohl eine Pleite die öffentliche Hand im Zweifel teurer zu stehen käme.

Kein Allheilmittel, aber ein Anfang
Anlegern bleibt zehn Jahre nach dem Lehman-Crash nur die Erkenntnis, dass sie sich noch intensiver mit ihrer Geldanlage auseinandersetzen müssen, sagt Roemheld. "Die Märkte werden wieder Krisen erleben – einzig der Zeitpunkt ist unklar." Um gewappnet zu sein, sollte man sich stärker mit den Finanzmärkten und ihren Risiken auseinandersetzen und das Portfolio entsprechend ausrichten. "Dabei hilft eine langfristige Anlagestrategie, die auf die fundamentalen Perspektiven der Unternehmen abstellt", sagt der Experte. (fp)