Ian Samson, Market Research Analyst bei Fidelity International, blickt sehr optimistisch ins neue Jahr. Einzig die Inflation und das ungewisse Wachstum in China bereiten ihm zur Zeit Sorgen. FONDS professionell ONLINE traf Samson auf der diesjährigen "Fidelity CEE Fixed Income Conference" in Wien zum Gespräch.

Herr Samson, Sie erwarten, dass der weit gelaufene Konjunkturzyklus eine neue Beschleunigung erleben könnte. Können Sie uns das erklären?

Ian Samson: Es gibt keine Anzeichen für negative Schocks im globalen System, keine negativen Meldungen und die Zentralbanken verhalten sich vorsichtig. Ich denke, es gibt Platz für eine sehr kleine Wiederbelebung. Wir sind schon sehr spät im Zyklus, die Spitze haben wir 2017 gesehen. Die Belebung sollte daher moderat sein. Es fehlt natürlich der typische Nachholbedarf, den man nach einem Abschwung wie 2008 hatte oder beim Einbruch der Rohstoffpreise. Aber da es keine negativen Meldungen gibt, sehen wir ein flaches positives und leicht besseres Wachstum, mit dem wir in das nächste Jahr gehen.

Ökonomen und Analysten scheinen sich gegen Ende 2017 deutlich schwerer zu tun mit eindeutigen Prognosen für das kommende Jahr, als es im Vorjahr der Fall war. Oder ist das nur ein subjektiver Eindruck?

Samson: Vergangenes Jahr gab es sehr große, eindeutige Themen: Donald Trump und was seine Wahl bedeutet. Man hatte eine Dollar-Rally zum Ende des Jahres hin. In diesem Jahr gibt es einen Mangel an Trends, außer eben jenen, die gut sind. Es gibt vielleicht einfach weniger, worüber man groß sprechen kann. Das heißt aber nicht, dass wir mehr oder weniger richtig oder falsch liegen als sonst. Die Schlüsselthemen sind: Was passiert mit der Inflation? Und wie sieht es mit dem Wachstum in China aus?

Was sind Ihre Sorgen bezüglich China?

Samson: China hat von großen wirtschaftlichen und monetären Stimuli profitiert gegen Ende 2015. Das auf Kreditanreize basierende Wachstum war nicht nachhaltig. Peking hat das erkannt und die Strategie zurückgefahren. Da China einen großen Anteil am globalen Rohstoffmarkt hat und ein derart großer Faktor für das Wachstum ist, wird die einschränkende Politik die chinesische Wirtschaft verlangsamen. Das hat Dominoeffekte auf die Produktion und im Speziellen auf die Emerging Markets. Teile der chinesischen Wirtschaft bleiben stark, der Konsum ist zum Beispiel robust. Die Regierung setzt aber mehr einen sozialen Fokus, man schaut auf Umverteilung, nicht nur auf reines Wachstum. Ein Wachstumsrückgang ist akzeptabel für die chinesische Führung, sie erlaubt es. Das kann aber schmerzhaft für den Rest der Welt sein.

Wie schmerzhaft kann es werden? Anfang 2016 mussten Anleger ja ja einen unerwarteten kräftigen Einbruch wegen China erleben.

Samson: Ende 2015, Anfang 2016 ist China weggegangen von der Renminbi-Internationalisierung. Da haben sich alle Sorgen über die finanziellen Kanäle gemacht, über chinesische Kapitalabflüsse, exportierte Deflation durch Renminbi-Abwertung. Ich denke, so schmerzhaft wird es nicht. China hat gelernt. Aber hinsichtlich des Wachstums denke ich, da gibt es in den Emerging Markets verletzliche Staaten, zum Beispiel Südafrika und Brasilien. Die Basiszenario ist ein gemanagter Abschwung. Der schmerzt den Rest der Welt nicht zu sehr. Aber es gibt immer das Risiko, dass die Politik zu weit geht.

Im Moment ist die Angst vor einem technischen Crash groß. Die Kurse sind hoch, es ist ruhig – manchen zu ruhig.

Samson: Erstens haben wir in diesem Jahr gute Märkte und geringe Volatilität aus den richtigen Gründen gesehen: Die wirtschaftlichen Fundamentaldaten sind wirklich als Garantie im Hintergrund gestanden. Man könnte natürlich in Zukunft leicht eine Marktkorrektur sehen, wenn es zu einer Eintrübung kommt oder es bei den Fundamentaldaten zäher läuft. In diesem Umfeld muss man einfach das Ausmaß eines "Sell-off" den tatsächlich Fundamentaldaten gegenüberstellen. So etwas kann leicht eine Kaufmöglichkeit darstellen, wenn die Fundamentaldaten sich nicht stark verändern.

Also Sie warten darauf?

Samson (lacht): Ja!

Wir haben einen kleinen "Word-Rap" vorbereitet...

Samson: Gerne.

Donald Trump?

Samson: Beschränkte wirtschaftliche Konsequenzen.

Mario Draghi?

Samson: Lockere Politik, guter Sprecher.

Crash?

Samson: Vielleicht nicht 2018.

Dollar?

Samson: Sehr wichtig. Sollte nicht zu stark anziehen.

Danke für das Interview! (eml)


Ian Samson sprach bei der "Fidelity CEE Fixed Income Conference" in Wien. Bilder von der Veranstaltung sehen Sie hier.