Indien hat China nicht nur bei der Bevölkerungszahl überholt, auch unter Anlegern gilt der Subkontinent inzwischen als das neue China und die nächste große Wachstumsstory. Laut IWF-Prognose soll die indische Wirtschaft 2024 um 6,5 Prozent expandieren. Doch indische Aktien zählen inzwischen zu den teuersten der Welt, warnt Carsten Roemheld, Kapitalmarktstratege bei Fidelity International. Eine Korrektur hält er für durchaus wahrscheinlich.

Für Anleger ist Indien das bessere China  
Indien profitiert unter anderem von den Modernisierungsmaßnahmen unter Premier Narendra Modi, der Stärkung der heimischen Infrastruktur und der Förderung des Binnenmarkts durch Steuererleichterungen. Im Januar 2024 hat Indiens Börse mit einem Gesamtaktienwert von umgerechnet 4,3 Billionen US-Dollar Hongkong in der globalen Rangliste überholt. Der indische Aktienindex Nifty 50 legte in den vergangenen zehn Monaten um rund 30 Prozent zu. Allein im vorigen Jahr flossen 20 Milliarden Dollar an ausländischem Kapital ins Land.

An indischen Börsen mischen zunehmend auch private Anleger mit. Und diese seien offenbar bereit, für ihre Wachstumserwartungen eine Prämie zu zahlen, meint Roemheld: "Gemessen an den Unternehmungsbewertungen zählt der indische Aktienmarkt mittlerweile nicht nur zu den größten, sondern auch zu den teuersten Kapitalmärkten der Welt."

Nicht durch finanzielle Kennzahlen gerechtfertigt
Roemheld sagt: "Das hohe KGV spiegelt die riesigen Erwartungen auf Anlegerseite wider; zugleich stehen indische Unternehmen damit unter immensem Performancedruck." Sie müssen eine Entwicklung demonstrieren, die das Wachstumsversprechen aufrechterhält und den Optimismus der Märkte bestärkt. Sein Fazit: Anleger, die auf Indiens Wachstumsstory setzen, müssen dafür tief in die Tasche greifen und einen langen Atem haben. "Aktuell lassen sich die hohen Aktienbewertungen und Renditeerwartungen noch nicht durch finanzielle Kennzahlen indischer Unternehmen rechtfertigen", so Roemheld. Eine Korrektur könnte bevorstehen, wenn die Märkte sich wieder auf die Fundamentaldaten und Unternehmenszahlen besinnen. (jh)