Nach starkem Jahresauftakt haben die Aktienmärkte zuletzt deutlich an Schwung verloren. Dabei habe in den ersten Wochen des Anlagejahres zunächst alles auf einen "regelrechten Sweetspot" hingedeutet, schreibt Eduard Baitinger, Head of Asset Allocation der Feri Gruppe, in einem aktuellen Marktkommentar: "Verbesserte Konjunkturaussichten in China und Europa, nachlassende Inflationsdynamik und damit die Aussicht auf ein baldiges Ende der geldpolitischen Straffung in den USA lösten zeitweise zweistellige Kurszuwächse aus." Einzelne Investmentstrategen hätten bereits vom Ende des Bärenmarktes gesprochen.

Doch diese Ankündigung kam zu früh, so Baitinger: "Wie schon so oft in der Finanzmarktgeschichte zeigt sich auch dieses Mal, dass die Bekämpfung sehr hoher Inflationsraten ein Marathon und kein Sprint ist." Da die großen Notenbanken zu weiteren Leitzinsanhebungen gezwungen seien, steige vielmehr das Risiko einer Rezession im späteren Jahresverlauf. Denn bis die Geldpolitik ihre volle Wirkung entfalte, brauche es einige Zeit. Seien die Zinsanhebungen jedoch erst einmal in der Realwirtschaft angekommen, werde dies die wirtschaftliche Aktivität unweigerlich ausbremsen. 

"Übertriebene Bewertungen"
Einen leichten Hoffnungsschimmer gebe es: "Die Unternehmensgewinne sind stabiler als erwartet und dürften durch den allgemeinen Inflationsdruck teilweise weiter nach oben gehievt werden", meint Baitinger. Problematisch blieben allerdings die übertriebenen Bewertungen an den Märkten.

Das sehr hohe Zinsniveau von kurzlaufenden Anleihen deute darauf hin, dass die Leitzinsen mittelfristig spürbar steigen werden. "Diese Konstellation ist mit den derzeitigen Aktienmarktbewertungen, die teilweise an die Zeiten der Dotcom-Blase erinnern, nicht vereinbar", stellt der Feri-Stratege fest. "Weitere Korrekturen könnten daher folgen." (fp)