Die Inflation im Euroraum wird weiter steigen, erwartet das Bad Homburger Investmenthaus Feri und stellt sich damit gegen die Prognosen der Europäischen Zentralbank (EZB), die davon ausgeht, dass die Inflation mittelfristig unter zwei Prozent fällt. Allein die jetzigen Rohstoff-, Öl- und Gaspreise sorgen laut Modellrechnungen von Feri dafür, dass die Inflation im Jahresdurchschnitt bei sechs Prozent liegen dürfte. Die EZB rechnet mit 5,1 Prozent. Sollten durch den Krieg weniger Öl und Gas aus Russland nach Europa geliefert werden, wird es laut Feri noch teurer, sodass die Inflation an der Zehn-Prozent-Marke kratzen könnte. 

Die allgemeine Teuerung können Zentralbanken normalerweise über Zinserhöhungen bremsen. Die hohe Inflation reduziert aber den Konsum und damit das Wirtschaftswachstum – der Aufschwung an sich steht in Frage. Das bringt die EZB in ein Dilemma: Sie müsste mehr tun, als ihre Anleihekäufe zu verringern, könnte dann aber die Konjunktur in eine Rezession treiben, analysiert Feri. Die Korrekturen könnten sogar den "Beginn einer tektonischen Marktbereinigung" markieren, analysiert Feri-Vorstand Heinz-Werner Rapp.

"Goökonomische Zeitenwende"
Am Aktienmarkt könnte das eine "geoökonomische Zeitenwende" einläuten, so das Investmenthaus. Die Tage des Bullenmarktes könnten gezählt sein, sodass Konzepte wie "Buy & Hold" ihre Wirksamkeit verlieren würden. Anleger sollten stattdessen auf aktives Multi-Asset-Management setzen, wobei professionelle Anleger ihr Portfolio über Gold und Rohstoffe absichern, empfiehlt Investor Rapp. (fp)