An der Wall Street wird erwartet, dass der Chef der Federal Reserve (Fed), Jerome Powell, beim jährlichen Treffen der Notenbanker in Jackson Hole, Wyoming, am kommenden Freitag (23.8.) die Hoffnungen auf eine baldige Zinssenkung bestätigen wird. Dies berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg". Die Debatte habe sich bereits vom "Ob" zum "Wie viel" verlagert. Daher berge Powells Rede durchaus Enttäuschungspotenzial.

"Wenn die Händler hören, dass es zu Senkungen kommt, werden die Aktien positiv reagieren", zitiert "Bloomberg" Eric Beiley, Executive Managing Director im Wealth Management bei Steward Partners Global Advisory. "Wenn wir nicht hören, was wir wollen, würde das einen großen Ausverkauf auslösen", erklärt er. Dies wäre ein Problem für viele Fondsmanager, die sich in jüngster Zeit wieder mit Big-Tech-Aktien eingedeckt und damit den S&P-500-Index in die Höhe getrieben haben. 

Möglicherweise keine Angaben zum Timing
Die Märkte gehen zwar fest davon aus, dass die Fed bei ihrer nächsten Sitzung im September mit der Lockerung der Zinszügel beginnen wird. Allerdings könnte sich Powell in seiner Rede in Jackson Hole das Timing betreffend sehr bedeckt halten. Es wäre "Bloomberg" zufolge auch nicht ungewöhnlich, wenn er sich vorsichtig und unverbindlich dazu äußern würde, wie weit die Zinsen im aktuellen Zyklus sinken könnten.

"Die Märkte sind so zuversichtlich, dass die Zinssenkungen sehr bald kommen werden", sagte Beiley "Bloomberg". Es wäre "eine große Überraschung", wenn Powell nicht bestätigen würde, dass die Fed diesen Weg einschlagen wird. Eine solche "Überraschung" könnte die rasante Erholung des S&P 500 zunichtemachen, nachdem Anfang August eine globale Panik den stärksten Ausverkauf des Jahres ausgelöst hatte. 

Es steht viel auf dem Spiel
Die Händler erwarten eine Zinssenkung auf der nächsten Fed-Sitzung, sind sich aber nicht sicher, wie stark sie ausfallen wird. Da in den nächsten Tagen nur wenige Währungshüter zu Wort kommen werden, steht bei Powells Äußerungen viel auf dem Spiel. Aus diesem Grund gehen Optionshändler der Citigroup zufolge davon aus, dass der S&P 500 am Freitag um mehr als ein Prozent in die eine oder andere Richtung schwanken wird.

Dieses Jahr stehen noch drei Fed-Sitzungen für Zinsentscheide an. Anleger setzen darauf, dass die Notenbank auf Anzeichen eines schwachen Arbeitsmarkts mit Senkungen reagieren wird, während die Inflation wieder auf ihr Ziel von zwei Prozent zurückgeht. Die zugrundeliegenden Verbraucherpreise sind im Juli den vierten Monat in Folge gesunken. Robuste Daten zu den Einzelhandelsumsätzen deuten indes darauf hin, dass die Ausgaben der Amerikaner weiterhin hoch sind, was für eine weniger aggressive Politik der Zentralbanker spricht. (Bloomberg/am)