Die Federal Reserve bleibt ihrem geldpolitischen Kurs treu. Die US-amerikanische Notenbank hat am Mittwoch (1.2.) die Leizinsen erneut um 0,25 Prozentpunkte angehoben, sodass die Zinsen nun in einer Bandbreite zwischen 4,5 und 4,75 Prozent liegen. Das berichtet unter anderem die "Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ). Der Schritt sei nach entsprechender Kommunikation der Zentralbanker im Vorfeld so erwartet worden. Er fiel aber kleiner aus als die Zinsschritte zuvor: Im Dezember hatte die Notenbanker die Leitzinsen noch um 0,5 Prozentpunkte angehoben, in den vier Sitzungen davor um je 0,75 Prozentpunkte.

Fed-Chef Jerome Powell begründete den kleiner als erwarteten Zinsschritt damit, dass die Inflation zuletzt leicht nachgelassen habe. Die Zentralbank registrierte Preisabschläge bei Gütern und erwartet in absehbarer Zeit wieder niedrigere Preise im Immobiliensektor. Allerdings seien im Dienstleistungssektor noch keine deflationären Tendenzen zu erkennen. "Es gibt noch viel zu tun“, lässt sich Powell daher mit Blick auf die Leitzinspolitik zitieren.

Lohnkosten steigen langsamer als erwartet
Die jüngsten Konjunkturdaten bestätigen die Einschätzung der Fed, dass sie etwas Spielraum hat, das Tempo der Straffung zu verringern: Im Dezember betrug der Preiszuwachs bereinigt um Energie- und Lebensmittelausgaben nur 4,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Einen weiteren Einflussfaktor auf die Inflation bilden die Arbeitskosten, die im vergangenen Quartal weniger stark gestiegen waren als zu Beginn des Jahres 2022. Das kommt laut FAZ überraschend, weil die Arbeitslosenquote in dem Quartal niedriger lag als zu Jahresbeginn 2022, was auf einen engen Arbeitsmarkt hindeute, der gewöhnlich höhere Löhne provoziere.

Ein Ende der Zinserhöhungen sei aber nicht zu erwarten. In den Stellungnahmen betonen die Notenbanker, dass weitere Anhebungen des Leitzinses nötig und angemessen seien, um das selbst gesetzte Inflationsziel in Höhe von zwei Prozent zu erreichen. Powell kehrte der Zeitung zufolge zur Argumentation zurück, dass die Risiken einer zu frühen Lockerung größer seien als die Risiken einer zu starken Straffung. Während im ersten Fall Inflationserwartungen ins Rutschen geraten und eine hohe Inflation zementieren könnten, würden im zweiten Fall geldpolitische Instrumente zur Verfügung stehen, die Finanzbedingungen zu lockern. 

Börsen steigen trotzdem
Die Ankündigung mehrerer künftiger Anhebungen und die Betonung des Inflationsziels dürften Investoren an den Finanzmärkten ernüchtern, die auf ein baldiges Ende der Straffung gesetzt hatten. Schließlich kosten hohe Zinsen Unternehmen viel Geld, wenn sie sich Kapital für Investitionen leihen müssen. Das wiederum hemmt über kurz oder lang ihr Wachstum. Gleichwohl kletterten die Aktienkurse während Powells Pressekonferenz. 

Experten rechnen jedenfalls damit, dass die Fed ihre Geldpolitik bald wieder lockern wird. Sie gehen davon aus, dass die wirtschaftlichen Parameter wie Arbeitsmarkt und Inflation Signale für keine weiteren Erhöhungen senden: "Angesichts der jüngsten makroökonomischen Entwicklungen in den Bereichen Inflation und Lohndynamik ist eine weitere Leitzinserhöhung beim Zinsentscheid im März keine ausgemachte Sache“, meint Ulrich Kater, Chefvolkswirt der Deka. 

Die DWS geht davon aus, dass die Fed Anfang 2024 das Pedal vom "Zinspedal nimmt": "Wir gehen zwar nicht davon aus, dass die Notenbanker bereits im März dazu bereit sein werden, eine Pause einzulegen. Aus heutiger Sicht erwarten wir eine weitere Anhebung um 25 Basispunkte. Trotzdem ist zu bedenken, dass ein anhaltender Abschwung der Wirtschaftstätigkeit die Situation danach verändern könnte. Dies könnte dann für eine Pause in der Mai-Sitzung sprechen. Bevor die Notenbanker irgendwann tatsächlich zu einer Zinssenkung bereit sein könnten, müssten wir allerdings eine deutliche Entspannung auf den Arbeitsmärkten sehen. Wir gehen nach wie vor davon aus, dass dies erst Anfang 2024 der Fall sein könnte.“ (jb)