So spektakulär hat sich lange kein Investor mehr verzockt – oder jedenfalls nicht seit Melvin Capital zu Jahresbeginn. Der Hedgefonds-Manager Bill Hwang hat mit seinem New Yorker Family Office Archegos Capital Management massiv auf Pump und mehrfach gehebelt auf chinesische Techaktien spekuliert. Banken, die ihm Geld geliehen hatten, verlangten nach einigen riskanten Trades zusätzliche Sicherheiten, im Fachjargon spricht man von einem "Margin Call". Als Hwang die Zusatz-Sicherheiten nicht leisten konnte, warfen die Institute vergangene Woche milliardenschwere Aktienpakete auf den Markt, die der Manager bei ihnen hinterlegt hatte. In der Folge brachen die Kurse mehrerer US-Medienunternehmen und chinesischer Tech-Firmen ein. Auch Bankaktien gerieten unter die Räder.

Das Archegos-Fiasko erinnert manch einen an den Zusammenbruch des Hegefonds Long-Term Capital Management (LTCM) im Jahr 1998. Dieser habe damals mehrere Banken beinahe mit in den Abgrund gerissen, schreibt die "Süddeutsche Zeitung" (SZ). Auch im aktuellen Fall gehören renommierte Geldhäuser zu den Verlierern: Bei der japanischen Investmentbank Nomura beträgt der Verlust durch Hwangs Fehlspekulation wohl um die zwei Milliarden US-Dollar. Bei der Credit Suisse könnte er laut "Financial Times" sogar das Doppelte betragen. Pech für die Schweizer Bank, die auch stark von der Greensill-Pleite betroffen ist. Andere Geldhäuser wie Goldman Sachs und die Deutsche Bank scheinen dagegen ohne Verluste aus der Sache herauszukommen.

Finanzmärkte sind nicht in Gefahr
Archegos Capital, das wegen Hwangs riskanter Anlagestrategie oft als Hedgefonds bezeichnet wird, ist mit LTCM allerdings nur bedingt vergleichbar. Zwar drehte Hwang – der nach einer Sperre wegen Insiderhandels nur noch eigenes Geld und Risikokapital von Banken, aber keine Investorenmittel mehr einsetzen durfte – mit bis zu 20 Milliarden US-Dollar Fremdkapital für ein Family Office ein ganz schön großes Rad. Die Verluste durch sein Missmanagement könnten Schätzungen zufolge bis zu fünf Milliarden US-Dollar betragen. 

Beim Zusammenbruch von LTCM ging es allerdings insgesamt um rund 200 Milliarden US-Dollar, also um deutlich mehr Geld, schreibt die "Wirtschaftswoche". Auch, weil Politiker und Notenbanker heute rettungserfahrener seien als vor rund zwei Jahrzehnten, dürften sich die Folgen von Hwangs Fehlspekulationen für die Finanzmärkte in Grenzen halten. (fp)