Es ist ein Projekt, das auf sämtliche Industrien und Branchen der globalen Wirtschaft Einfluss nimmt: Die chinesische Regierung will in der gerade eben gegründeten Sonderwirtschaftszone in Shanghai den freien Handel des Renminbi proben. Für Marc Faber ist dieser Schritt nur logisch, dass der Renminbi frei handelbar wird, ist für ihn ohnehin unvermeidbar. "China testet ja gerne im Kleinen. Die Regierung sieht sehr genau, welche Vorteile Hongkong mit seiner freien Wirtschaft hat", sagte der Investor unlängst in einem Interview gegenüber der Wirtschaftswoche.

Regierung ist kommunistisch, Wirtschaft ultrakapitalistisch
Sobald der Renminbi frei konvertierbar ist, werde er für den US-Dollar ein ernst zu nehmender Konkurrent, so Faber. Schon jetzt sei China in vielen Sektoren für die Weltwirtschaft wichtiger als die USA. Faber, der in Thailand und Hongkong lebt, beobachtet seit mehr als 30 Jahren den Aufstieg Chinas. Die Wirtschaft hält der Investor inzwischen für ultrakapitalistisch, die Regierung aber nach wie vor für kommunistisch, sagte er der Wirtschaftswoche.

Faber: "Ich mag chinesische Unternehmen nicht besonders"
Wie man davon profitieren kann, weiß Faber nicht. Viel hänge allerdings davon ab, ob der Renminbi stark bleibe, oder ob China in einen Währungskrieg mit Japan zieht. Faber persönlich mag chinesische Unternehmen nicht besonders, wie er verriet. Die guten Unternehmen seien bereits teuer, und die schlechten seien so schlecht, dass er sie nicht haben wolle. "Wer von China profitieren will, kauft am besten Aktien aus Hongkong. Außerdem sind Aktien der Casinos aus Macau interessant", so Faber. Das sei zwar nicht unriskant, wenn man aber bullish ist, könne sich das ihm zufolge lohnen.

Statistiken gefälscht? Wachstum bei höchstens vier Prozent
Und es gibt noch einen Grund, warum Faber chinesische Unternehmen lieber meidet – obwohl er der Meinung ist, dass sie ihrer westlichen Konkurrenz sogar überlegen sind: Er glaubt den aktuellen Statistiken nicht. Das momentane Wachstum schätzt Faber auf höchsten vier Prozent ein – rund drei Prozentpunkte geringer als von den Behörden angegeben. "In den letzten Jahren hat China die Kreditmenge extrem ausgeweitet. Mit viel Geld lässt sich Wachstum immer aufblähen", erklärt Faber. "Das relativiert das Wachstum enorm." (dw)