Die Europäische Zentralbank (EZB) will regelmäßig Lohnkennzahlen veröffentlichen, mit denen die  Notenbank Inflationsrisiken einschätzt. Dies berichtet die Nachrichtenagentur "Bloomberg". Die sogenannten "Wage Trackers", die zeitnah Einblick in die Gehälterdynamik geben, sollen nach Angaben eines EZB-Sprechers "im Jahresverlauf" öffentlich zugänglich gemacht werden.

Die EZB-Ratsmitglieder berufen sich in ihren öffentlichen Äußerungen häufig auf diese Daten. Ein Einblick in die Zahlen würde den Anlegern ein umfassenderes Bild über die Stärke des Lohndrucks vermitteln – und damit auch in die Entscheidungsgrundlage der EZB zu ihrer Zinspolitik. Der EZB-Stab hat die Messgrößen gemeinsam mit den nationalen Zentralbanken entwickelt, da es an kohärenten und zeitnahen Daten für den Euroraum insgesamt mangelte. Die Zahlen zu Löhnen und Arbeitskosten könnten anzeigen, ob starker Lohndruck das Risiko birgt, dass sich die Inflation verfestigt.

"Besondere Aufmerksamkeit"
Im Februar bezeichnete EZB-Präsidentin Christine Lagarde die Löhne und Gehälter als "zunehmend wichtige Triebkraft der Inflationsdynamik in den kommenden Quartalen". Nach der Ratssitzung im März erklärte sie, dass die Währungshüter den Löhnen "besondere Aufmerksamkeit" widmen.

EZB-Chefvolkswirt Philip Lane stellte kürzlich fest, dass die umfassendsten Daten aus den volkswirtschaftlichen Gesamtrechnungen mit einer Verzögerung von mehr als zwei Monaten eintreffen. Da viele Tarifverträge Anfang 2024 verhandelt werden, werden die Lohnstatistiken "wichtige Informationen" liefern, erklärte er. In einer Analyse des EZB-Stabs hieß es im Februar, dass das hohe Lohnwachstum im Euroraum den Wendepunkt noch nicht erreicht habe. Lane indessen konstatierte vergangene Woche, dass sich die Löhne in die richtige Richtung bewegen. (mb/Bloomberg)