Die Europäische Zentralbank (EZB) hat die Leitzinsen am Donnerstag (7.3.) nicht angerührt. Der Einlagensatz bleibt damit auf dem Rekordniveau von vier Prozent, der Hauptrefinanzierungssatz verharrt bei 4,5 Prozent. Im Vorfeld von der Agentur "Bloomberg" befragte Ökonomen hatten dies einhellig so vorhergesagt. An der geldpolitischen Sitzung nahmen mehrere Ratsmitglieder diesmal aus der Ferne teil, da Streiks in Deutschland ihre Reisepläne durchkreuzt hatten. "Bei der Festlegung der angemessenen Höhe und Dauer des restriktiven Niveaus wird der EZB-Rat auch künftig einen datengestützten Ansatz verfolgen", hieß es in der Mitteilung der Notenbank.

"Es gibt Anzeichen dafür, dass sich das Wachstum der Löhne und Gehälter abzuschwächen beginnt", sagte EZB-Präsidentin Christine Lagarde bei ihrer Pressekonferenz nach der Ratssitzung in Frankfurt. "Zudem fangen die Gewinne einen Teil der steigenden Arbeitskosten auf, was die inflationären Auswirkungen verringert." Lagarde geht davon aus, dass die Teuerung weiter nachlässt. Dennoch: "Wir brauchen eindeutig mehr Beweise, mehr Details", fuhr Lagarde fort. "Wir wissen, dass diese Daten in den nächsten Monaten kommen werden. Im April werden wir ein wenig mehr wissen, aber im Juni werden wir viel mehr wissen."

Inflationsprognosen gesenkt
Wie die Federal Reserve in den USA und die Bank of England überlegt auch die EZB, wann sie Entwarnung geben und die beispiellose Straffung der Geldpolitik zur Eindämmung der Inflation rückgängig machen soll. Die Teuerung in der Eurozone nähert sich zwar dem Zielniveau. Die Währungshüter wollen jedoch vorschnelle Zinssenkungen vermeiden und erst sichergehen, dass die Lohnanstiege nicht ausufern.

In den jüngsten Projektionen des EZB-Stabs wurden die Inflationsschätzungen nach unten korrigiert, insbesondere für 2024. Grund ist vor allem ein niedrigerer Beitrag der Energiepreise. Für 2024 wird nun eine Teuerung von 2,3 Prozent erwartet, für 2025 sind es 2,0 Prozent und für 2026 dann 1,9 Prozent. Die Projektionen für die Inflation ohne Energie und Nahrungsmittel, die sogenannte Kerninflation, sind ebenfalls nach unten korrigiert worden, und zwar auf einen Durchschnitt von 2,6 Prozent für 2024, 2,1 Prozent für 2025 und 2,0 Prozent für 2026.

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