Investoren hatten große Erwartungen an die Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am gestrigen Donnerstag (12. März). Sie gingen davon aus, dass die Notenbank energische Schritte einleiten würde, um die Märkte im Angesicht der Corona-Krise zu stützen. Tatsächlich ist EZB-Chefin Christine Lagarde aktiv geworden. Auf ein "Whatever it takes", wie einst von ihrem Amtsvorgänger Mario Draghi in der Euro-Schuldenkrise verkündet, warteten Anleger aber vergebens. Die Quittung kam prompt: Die Börsen im Euro-Raum knickten reihum ein.


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"Ich strebe kein 'Whatever it takes 2.0' an", stellte die EZB-Chefin Medienberichten zufolge klar. Sie sieht jetzt vor allem die Staaten selbst in der Pflicht, die wirtschaftlichen Kosequenzen der Corona-Krise zu bekämpfen. Dabei will die EZB die Staaten allerdings unterstützen: Erstens weitet sie ihr Anleihekaufprogramm bis Jahresende um 120 Milliarden Euro aus. Bei ihren Käufen fokussiert sie sich zudem stärker als bisher auf Unternehmensanleihen. Zweitens stellt die EZB Banken neue Liquidität bereit, um deren Kreditvergabe zu forcieren, und lockert darüber hinaus die Kapitalanforderungen für Finanzinstitute. Um die Bankenbranche zu entlasten, wird zudem der für dieses Jahr geplante Stresstest verschoben.

Nicht deutlich genug
Zur großen Enttäuschung der Anleger beließ die Notenbank den Leitzins indes bei null Prozent, senkte ihn also nicht in den negativen Bereich. Auch der Einlagenzins für Banken, die Geld bei der EZB parken, bleibt unverändert bei minus 0,5 Prozent stehen. Der Dax fiel daraufhin bis Donnerstagabend um 12,2 Prozent und verzeichnete damit den größten Tagesverlust seit dem Jahr 1989. Anleger hatten sich offenbar ein deutlicheres Zeichen gewünscht, kommentiert der "Tagesspiegel". Die US-Notenbank Fed hatte in der vergangenen Woche den Leitzins gesenkt. Sie hatte – und hat weiterhin – allerdings deutlich mehr Spielraum für Zinssenkungen als die EZB. (fp)