Die Europäische Zentralbank (EZB) wird nach Ansicht von Ratsmitglied Fabio Panetta bald damit beginnen müssen, die Leitzinsen zu senken. "Die makroökonomischen Bedingungen deuten darauf hin, dass die Disinflation bereits weit fortgeschritten ist", sagte der Chef der italienischen Notenbank der Nachrichtenagentur "Bloomberg" zufolge am vergangenen Samstag (10.2.) auf der jährlichen Veranstaltung des Finanzdienstleisterverbands Assiom Forex in Genua. Die Entwicklung in Richtung des Inflationsziels der EZB von zwei Prozent verlaufe weiterhin schnell. "Der Zeitpunkt für eine Umkehr des geldpolitischen Kurses rückt immer näher", erklärte Panetta.

Die Währungshüter haben bereits in Aussicht gestellt, die Geldpolitik im Jahresverlauf zu lockern. Allerdings deuten die Signale aus dem EZB-Rat für einen Beginn der Zinssenkungen eher auf April oder Juni hin. Viele Anleger rechnen mit dem früheren Termin. Das Ergebnis wird von der Inflationsentwicklung abhängen. In den vergangenen Monaten ist die Teuerung stark zurückgegangen. Der Zielwert von zwei Prozent dürfte aber wohl erst im nächsten Jahr wieder erreicht werden.

Bereits Abwärtsrisiken erkennbar 
"Die Inflationserwartungen haben sich nicht nach oben verankert, sondern es zeichnen sich eher Abwärtsrisiken ab", zitiert "Bloomberg" Panetta. Auch die Bedenken, die Kerninflation könnte dauerhaft hoch bleiben, hätten sich als unbegründet erwiesen. Mehrere EZB-Räte hatten angedeutet, die Lohnerhöhungen könnten sich auf die Verbraucherpreise auswirken. Die Währungshüter müssten daher die entsprechenden Daten abwarten, befanden sie. Panetta, der zum "Taubenlager" der Währungshüter gezählt wird, hält das jedoch für übertrieben.

"Es besteht nach wie vor das Risiko, dass die noch immer starken nominalen Lohnanstiege die Inflation wieder anheizen könnten", sagte er. Diese Möglichkeit sollte zwar nicht unterschätzt werden, ein genauerer Blick auf die Daten zerstreue diese Bedenken aber. (Bloomberg/am)