Ein Staatsanleihekaufprogramm der EZB dürfte je nach Form und Ausmaß unterschiedliche Folgen für die Kapitalmärkte haben, erklärt Luke Bartholomew, Fondsmanager bei Aberdeen. So sei nicht wirklich die Frage, ob das Programm angekündigt wird, sondern vielmehr, welche Form es haben werde: "Wie groß wird es sein, die Bonds welcher Länder werden aufgekauft und wer wird für die Risiken der angekauften Assets haften?"

Alles unterhalb von 500 Milliarden Euro an Staatsanleihekäufen werde den Markt enttäuschen, sagt Bartholomew. Das Programm werde voraussichtlich zwar nicht den Kauf von Staatsanleihen aus Griechenland und Zypern enthalten, aber die Möglichkeit offen lassen, dies zu einem späteren Zeitpunkt zu tun. Die Frage, wo das Risiko liegen wird, sei schwieriger zu beantworten. "Wenn die gekauften Staatsanleihen auf die Bilanz der EZB genommen werden, ist dies de facto eine Vergemeinschaftung des Risikos innerhalb der Eurozone", so der Fondsmanager.

EZB will keine falschen Signale aussenden
Dies sei das bessere Programm, werde aber einer sehr starken Opposition des von Deutschland dominierten EZB-Rats gegenüber stehen. Dieser sei vehement dagegen, dass die Schuldenlast geteilt wird. Wenn das Risiko stattdessen auf die Bilanzen der verschiedenen nationalen Notenbanken genommen werde, könne das stillschweigend den Eindruck erwecken, dass die Bonds der Eurozone ein Kreditrisiko haben. "Das ist ein Signal, das die EZB nicht wirklich aussenden will", kommentiert Bartholomew. Dies würde es der EZB jedoch erleichtern, ein deutlich höheres Ankaufprogramm anzukündigen.

Bei einem Staatsanleihekaufprogramm von mehr als 500 Milliarden Euro sei indes mit einem Verkauf des Euro sowie einer Verringerung der Spreads in der Europeripherie im Anschluss an die Ankündigung zu rechnen. Schwieriger vorherzusagen sei, wie deutsche Staatsanleihen reagieren würden. So könne es nach der Ankündigung des Programms zu einem Verkauf kommen, weil die Inflationserwartungen ansteigen und sich die Wahrnehmung ändern würde, was eine riskante Anlage ist und was nicht. "Oder es kommt vielleicht doch zu einer Rally unter der schieren Last der EZB-Käufe", so Bartholomew. (fp)