Dieser Einkaufszettel hat es in sich: Die Europäische Zentralbank (EZB) hat ihre Anleihekäufe in der Woche bis zum 15. Juli ausgeweitet. Die EZB nahm dabei auch mehr Unternehmensanleihen in die Bücher. Sie erwarb Titel im Volumen von 1,95 Milliarden Euro, in der Vorwoche waren es 1,68 Milliarden Euro. Damit haben die Währungshüter seit dem Start des Kaufprogramms für Firmen-Schuldtitel am 8. Juni Unternehmensanleihen im Wert von gut zehn Milliarden Euro gekauft. 

Unerwartete Firmennamen, schlechte Schuldner
Erstmals wurden auch Details zu den gekauften Schuldititeln öffentlich – und die bergen Zündstoff! Anders als erwartet beschränkten sich die Notenbanker nicht nur auf erstklassig bewertete Papiere, im Gegenteil: Im Einkaufskorb finden sich auffällig viele Schuldtitel von Unternehmen mit einer eher zweifelhaften Kreditwürdigkeit. Außerdem stellen Beobachter einen überstarken Fokus auf derzeit kriselnde Branchen wie die Versorger- oder die Automobilindustrie fest. 

Die Deutsche Bundesbank machte am Montag die Namen jener Unternehmen publik, deren Bonds bei ihr Anklang gefunden haben. Sie ist eines von sechs Instituten, das im Auftrag der EZB Anleihekäufe tätigt.

Interessant: Neben Anleihen großer Dax-Konzerne wie Allianz, BASF oder Daimler stehen auch Schuldtitel nicht börsennotierter Unternehmen auf der Einkaufliste. Zum Teil finden sich dort sogar Namen, die nicht jedem auf Anhieb ein Begriff sein dürften. Einige Papiere wie die Anleihe des Kali- und Düngemittelherstellers K+S, des Chemieherstellers Lanxess oder des Versorgers RWE allerdings werden von Ratinagentur als eher minderwertig, also knapp über Ramschstatus, eingestuft.

Skurriles Auslands-Sammelsurium
Für ungläubiges Staunen unter Anlageexperten sorgt nicht zuletzt der Einkaufszettel der übrigen sechs Notenbanken in Europa. Neben Deutschland gingen auch die Währungshüter in Italien, Frankreich, Spanien, Belgien und Finnland kräftig auf Einkaufstour. Zwar tauchen auch bei ihnen durchaus erwartbare Namen wie die des französischen Nahrungsmittelriesen Danone oder des spanischen Kommunikationsriesen Telefonica auf.

Doch auf der nicht weniger als 150 (!) Positionen umfassenden Corporate-Bond-Shoppingliste von Europas Notenbankern findet sich neben den üblichen Verdächtigen auch ein buntes Sammelsurium an Anleihe-Exoten wie die Schuldtitel des Uran-Förderers Urenco, des Einkaufszentren-Betreibers Citycon, des US-Erdölausrüsters Schlumberger oder der JAB Holding, der Dachgesellschaft der deutschen Industriellenfamilie Reimann, zu deren Firmenimperium unter anderem der Kaffeeröster Jacobs, der Parfumeur Coty oder der Luxusschuh-Hersteller Jimmy Choo zählen.

Wenn Sie erfahren möchten, welche deutschen Unternehmen auf der EZB-Liste für Überraschungen sorgen – klicken Sie sich einfach oben durch unsere Bilderstrecke. (am/ps)