Ein weiterer Notenbanker aus der Europäischen Zentralbank (EZB) äußert sich zurückhaltend zu Marktschätzungen und Stimmen, die baldige Zinssenkungen erwarten oder sogar fordern. Die Inflation werde zwar weiterhin allmählich zurückgehen, aber die Währungshüter wollen von der Abkühlung überzeugt sein und würden die Daten zum Arbeitsmarkt in der Eurozone abwarten, sagte der kroatische Zentralbankchef Boris Vujcic.

"Sprechen nicht über Zinssenkung"
"Wir sprechen jetzt nicht über eine Zinssenkung und werden dies wahrscheinlich auch nicht vor dem Sommer tun", sagte Vujcic dem kroatischen Fernsehsender "N1".

Anleger haben auf eine Reihe von Zinssenkungen der EZB in diesem Jahr gewettet, nachdem die Inflation gegen Ende 2023 stärker als erwartet zurückgegangen ist. Die Märkte haben diese Einschätzung in letzter Zeit etwas zurückgeschraubt, rechnen aber weiterhin mit einer ersten Senkung um einen Viertelpunkt im Frühjahr.

Konjunktur möglicherweise besser als erwartet
Ein starker Einbruch der Wirtschaftsleistung würde solche Erwartungen einer Zinssenkung weiter schüren. Allerdings betonte Vujcic, dass die Eurozone einem möglichen ersten Konjunktureinbruch seit der Pandemie entgehen könnte.

"Es sieht so aus, als ob Kroatien eine Rezession vermeiden wird, und wahrscheinlich auch die Eurozone", sagte er. "Wir werden eine leichte Abkühlung erleben, ohne eine Rezession, und gleichzeitig unser Ziel erreichen, die Inflation zu senken."

Auch EZB-Ratsmitglied Robert Holzmann, Chef der Oesterreichischen Nationalbank (OeNB), hat den Markt zu Jahresende 2023 gewarnt, sich auf frühe Zinssenkungen zu verlassen. (Bloomberg/eml)