Der Chefvolkswirt der Europäischen Zentralbank, Philip Lane, präferiert eine gleichmäßige Erhöhung der Kreditkosten. Eine "mehrstufige kalibrierte Serie wird weniger wahrscheinlich negative Auswirkungen haben als eine kleinere Anzahl größerer Zinserhöhungen", sagte Lane bei einer Podiumsdiskussion in Barcelona. "Ein gleichmäßiges, weder zu langsames noch zu schnelles Tempo bei der Schließung der Lücke" zum Zinssatz am Ende des Zyklus sei wichtig, meint der Ökonom.

Die Äußerungen des Chefvolkswirts sind der jüngste Beitrag zu einer Debatte über das bestmögliche Vorgehen der EZB, die im Juli zum ersten Mal seit mehr als einem Jahrzehnt ihre Zinssätze angehoben hat. Während die Inflation in der Eurozone mehr als das Vierfache ihres Ziels von zwei Prozent beträgt, wird eine Rezession als immer wahrscheinlicher angesehen.

Konträre Meinungen
Die Ratsmitglieder, die an der Veranstaltung der Federal Reserve in Jackson Hole vergangene Woche teilnahmen, haben signalisiert, dass die EZB bereit ist, die im Juli beschlossene Anhebung der Leitzinsen um 50 Basispunkte zumindest zu wiederholen, wenn sie nächste Woche zusammenkommen. Einige schließen eine noch größere Erhöhung nicht aus. EZB-Direktoriumsmitglied Isabel Schnabel drängte auf eine "starke Entschlossenheit, die Inflation schnell wieder auf das Zielniveau zu bringen". Im Gegensatz dazu sagte ihr Kollege Fabio Panetta, dass die Verantwortlichen vorsichtig sein müssten, da eine deutliche Verlangsamung der Wirtschaft den Inflationsdruck verringern würde.

Am Mittwoch werden die neuesten Daten zum Preisanstieg im Euroraum veröffentlicht, wobei Ökonomen im Vorfeld mit einer Beschleunigung auf einen Rekordwert von neun Prozent rechnen. (mb/Bloomberg)