Die Chefin der Europäischen Zentralbank (EZB) schien lange überzeugt davon, dass die hohe Inflation in Europa ein vorübergehendes Phänomen sei. Doch nun ändert Christine Lagarde ihre Prognose. "Es ist unwahrscheinlich, dass wir zu derselben Inflationsdynamik zurückkehren, die wir vor der Pandemie erlebt haben“, zitiert das "Handelsblatt“ die EZB-Chefin. Vielmehr rechnet sie mit weiter steigenden Preisen und geht davon aus, dass die Vor-Corona-Inflationsrate von unter zwei Prozent nicht zu halten ist. 

Anders als etwa die US-Notenbank Federal Reserve (Fed) oder die Bank of England bleibt die EZB ihrer Entscheidung treu, die Zinszügel nur langsam anzuziehen. Die "Frankfurter Allgemeine Zeitung“ (FAZ) berichtet, dass es kurzfristig keine Zinserhöhungen durch die EZB geben wird. Wenn nichts Unvorhergesehenes passiert, will die Notenbank im Sommer ihre Anleihekäufe einstellen und erst "einige Zeit danach“ die Zinsen erhöhen.

Entwicklungen könnten zu verstetigter Inflation führen
EZB-Chefin Lagarde rechnet zudem mit weiter steigenden Preisen für Energie und Lebensmittel. Die Folge könnte eine Inflation von 7,1 Prozent im Jahresdurchschnitt sein, heißt es in der "FAZ“. Dazu kommt, dass Verbraucher den Preisanstieg schmerhaft zu spüren bekommen und so die Inflationserwartungen besonders beeinflussen könnten.

Sowohl die Pandemie als auch der Ukraine-Krieg haben außerdem den Trend zur Deglobalisierung verstärkt, berichtet das "Handelsblatt“. Ob die Tendenz, auf lokale Lieferanten zu setzen, die Preise aber tatsächlich weiter erhöht, ist laut Lagarde noch offen. Als bedeutsamen Risikofaktor bezeichnet sie hingegen den Arbeitsmarkt. "Die Arbeitslosigkeit im Euro-Raum ist so niedrig wie zuletzt in den 1970er-Jahren“, zitiert das "Handelsblatt“. Dies könne dazu führen, dass die bislang kaum steigenden Löhne stärker anziehen. (fp)