Es gibt derzeit weder am US- noch am europäischen Aktienmarkt eine klassische spekulative Übertreibung, auf die mit hoher Wahrscheinlichkeit ein Crash folgen könnte. Zu diesem Schluss kommt Ernst Konrad von der Vermögensverwaltung Eyb & Wallwitz. "Allerdings wollen wir auch nicht verhehlen, dass die Momentumindikatoren am US-Aktienmarkt auf eine baldige Konsolidierung hindeuten", sagt Konrad. In Europa sei die Situation am Aktienmarkt – von den politischen Risiken abgesehen – derzeit am komfortabelsten.

Nach den starken Kursanstiegen am US-Aktienmarkt der vergangenen Jahre vertreten immer mehr Investoren die Ansicht, dass ein deutlicher Kursrückschlag unmittelbar bevorsteht. Deshalb sollten Anleger sich wieder an einen Grundpfeiler der modernen Portfoliotheorie erinnern, rät Konrad: nämlich an die sogenannte Effizienzmarkthypothese. Sie besagt in ihrer schwächsten Form, dass es unmöglich ist, den weiteren Kursverlauf von Aktien anhand von Daten aus der Vergangenheit vorherzusagen. Die Theorie hatte unter anderem Wirtschafts-Nobelpreisträger Eugene Fama in seinem prinzipiellen Zweifel an der Existenz von Spekulationsblasen bestärkt.

Vergangenheit deutet nicht auf die Zukunft hin
Fama behauptet, dass sich Aktienmärkte, die bereits stark zugelegt haben, in Zukunft nicht schlechter entwickeln als andere Märkte. "Das heißt: Aus dem bisherigen Kursverlauf kann man keine Schlüsse für die Zukunft ziehen", so Konrad. Selbst wenn eine Spekulationsblase tatsächlich irgendwann platze, könne es passieren, dass die Kurse trotzdem noch längere Zeit weiter steigen und ein Investor zu früh verkauft.

Exakt das sei dem berühmten Physiker Isaac Newton passiert, sagt Konrad: Newton hatte die Gefahr der "Southsea-Bubble" während der Jahre 1718 bis 1721 rechtzeitig erkannt und seine Aktien zunächst mit Gewinn verkauft ("Newton exits happy" in nachstehender Grafik).

Wie gewonnen, so zerronnen: Newtons Fehleinschätzungen zur "Southsea-Bubble"

Quelle: Business Insider 2013

Als die Kurse aber immer weiter stiegen und die Spekulationsgewinne von Newtons Nachbarn immer größer wurden, stieg er erneut in den Aktienmarkt ein – und verlor letztlich sein gesamtes Vermögen. Seine bitteren Erfahrungen fasste Sir Newton später in dem berühmten Satz zusammen: "Ich kann zwar die Bahn der Gestirne auf Zentimeter und Sekunde berechnen, aber nicht, wohin eine verrückte Menge einen Börsenkurs treiben kann." (fp)