"Heute gehört es fast schon zum guten Ton, die Notenbanken zu kritisieren", sagt Dr. Ernst Konrad, Geschäftsführer der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH und Fondsmanager der Phaidros Funds. Der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank EZB werde vorgeworfen mit ihrer Politik die Wirtschaft zu destabilisieren. "Trotz all dieser Kritik, die zum Teil auch berechtigt sein mag, sollte man aber nicht vergessen, dass die Finanzkrise des Jahres 2008 ohne das Eingreifen der Notenbanken in eine Weltwirtschaftskrise gemündet hätte und der Euro vermutlich bereits Geschichte", so Konrad weiter.

Der schwierigste Teil des geldpolitischen Experiments steht laut Konrad allerdings noch bevor. Zu klären sei die Frage, wie vor allem die Fed ihren Abschied von der ultralockeren Geldpolitik bewerkstelligen wird. Die Kunst bestehe darin, die Geldpolitik nicht zu früh zu verschärfen, um nicht die Konjunktur abzuwürgen, aber gleichzeitig die Finanzmärkte rechtzeitig auf Änderungen einzustimmen. Während die Fed die Finanzmärkte aktuell auf eine weniger expansive Geldpolitik vorbereitet, geht Konrad davon aus, dass die EZB ihre Geldpolitik auf absehbare Zeit nicht verschärfen wird und dies auch so kommuniziert.

1372849465.jpgDarüber hinaus gibt Konrad eine Einschätzung darüber, wie gefährlich ein Zinsanstieg für die Wirtschaft sein könnte. Wendepunkte in der Geldpolitik der Fed seien in der Vergangenheit häufiger von steigenden Zinsen und fallenden Aktienkursen begleitet gewesen. Auch wenn sich seit Ende Mai die Aktien- und Anleihemärkte im Rückwärtsgang befänden, sieht Konrad hierin allerdings keinen Grund zur größeren Sorge über die Aktienmärkte in den USA und Europa. "Die jüngsten Kursverluste haben diese Märkte wieder in stärkerem Maße in Einklang mit ihrem fundamentalen Umfeld gebracht", so Konrad. Anders sehe es auf den Anleihemärkten aus, wo es durch einen Anstieg der Volatilität in riskanteren Anleihesegmenten zu Verkäufen und entsprechenden Kursverlusten gekommen sei. Diese Entwicklung könne sich fortsetzen, wobei die Gefahr des sogenannten "overshooting" bestehe, das beudete übermäßiger, durch das fundamentale Umfeld nicht mehr zu erklärender, Kursverluste. Besonders gefährdet seien in diesem Zusammenhang Anleihen aus Schwellenländern sowie in den USA Hochzinsanleihen und hypothekenbesicherte Papiere. (cf)

Dan ausführlichen Kommentar von Ernst Konrad finden Sie im Eyb & Wallwitz Blog.