Die kurzfristige Entwicklung der Inflationsrate hängt vor allem von möglichen Einschränkungen russischer Öl- und Gaslieferungen ab, meint Johannes Mayr, Chefvolkswirt beim Münchner Vermögensverwalter Eyb & Wallwitz. Wahrscheinlich wird die Inflationsrate in den kommenden Monaten in etwa auf dem derzeit hohen Niveau verharren, sagt er voraus. Die Kerninflation hat ihren Hochpunkt dagegen voraussichtlich noch nicht erreicht, sagt Mayr. Im Unterschied zur Inflationsrate werden bei der Kerninflation besonders volatile Preise von Energie und Nahrungsmitteln nicht berücksichtigt.

Mayr erkennt einen großen Druck auf die Geldpolitik. Als Ursache beschreibt er vor allem die mittelfristigen Inflationserwartungen in Europa. So liegen die viel beachteten Markterwartungen für die Inflation auf Sicht von fünf bis zehn Jahren nach einem kräftigen Anstieg seit Kriegsbeginn bei über 2,5 Prozent. Und auch die Inflationserwartungen der Haushalte haben in den vergangenen Monaten deutlich angezogen.

Situation in den USA ist düster
Die Europäische Zentralbank (EZB) muss laut Mayr für Stabilität und eine Verankerung der Inflationserwartungen bei zwei Prozent sorgen. Der Blick in die USA verspricht nichts Gutes, meint Mayr. So ist es der US-Notenbank bisher nicht gelungen, die Inflationserwartungen wieder im Bereich ihres Ziels zu verankern. "Auch die EZB steht also vor einer großen Herausforderung", sagt Mayr. (fp)