An den Aktienmärkten ging es in den vergangenen Tagen steiler abwärts als selbst an den dunkelsten Tagen der Finanzkrise im Oktober 2008. In der Realwirtschaft dürften die Folgen der Corona-Pandemie ebenfalls heftig ausfallen, prophezeit Georg von Wallwitz, Mitgründer und Chef der Investmentboutique Eyb & Wallwitz und Manager der Phaidros-Fonds: "Es wird eine Rezession in Europa und den USA geben von der wir heute weder wissen, wie lange sie dauern, noch, wie tief sie sein wird." Seiner Einschätzung nach könnte es zu einer "monatelangen Schockstarre" kommen, die sowohl die Angebots- als auch die Nachfrageseite lähmt.

Dennoch zeigt sich Wallwitz vergleichsweise optimistisch. "Zweierlei spricht dafür, dass es nicht zu einem Worst-Case-Szenario kommen wird", sagt er: Erstens werden Regierungen und Zentralbanken die Kreditversorgung für kleine und mittelständische Unternehmen aufrechterhalten. Zweitens zeigt Chinas Beispiel, dass es möglich ist, das Virus einzudämmen und die Wirtschaft wieder ans Laufen zu bringen. "Der Corona-Schock wird vorübergehen und die meisten Unternehmen werden ihn überleben", ist sich der Vermögensverwalter sicher.

Corona als Klimaretter?
Wallwitz bemüht sich um Zuversicht: "Es mag in dieser Situation voreilig klingen, aber die Aktienmärkte werden bald einen Boden finden und der Himmel wird uns nicht auf den Kopf fallen", sagt er. Es gelte, den Mut und die Nerven zu behalten. Zwar könnten die Geschäftsmodelle einiger Unternehmen oder ganzer Branchen Schaden nehmen. "Etwa könnte es sein, dass Geschäftsreisen dauerhaft durch Videokonferenzen ersetzt werden, wenn im Zuge des massenhaften Home Office immer mehr Firmen realisieren, dass sich viele Meetings ökologischer, billiger und zeitaufwändiger über Skype oder Zoom abhalten lassen", sagt der Vermögensprofi. Aber: In jeder Krise liege auch eine Chance.

Durch die Corona-Krise dürfte etwa die Digitalisierung Rückenwind bekommen. "Der vielleicht interessanteste Effekt könnte die Vertiefung der Kapitalmarktunion in der Eurozone sein", analysiert Wallwitz. Italien dürfte bald an seine Grenzen kommen – die Frage ist, ob die wirtschaftlich stärkeren Länder der Eurozone die Italiener dann ihrem Schicksal überlassen, oder ob sie nicht doch Eurobonds einführen. "Das Coronavirus könnte zum Geburtshelfer einer Kapitalmarktunion in Europa werden und damit dem Euro endlich den institutionellen Unterbau verschaffen, den er nötig hat", urteilt der Experte. (fp)