"Die Kapitalmärkte sind nervöse Gebilde, die immer schon die nächste Geschichte wittern, noch bevor die alte zu Ende erzählt ist", schreibt Georg Graf von Wallwitz, Fondsmanager der Phaidros Funds und Geschäftsführer der Eyb & Wallwitz Vermögensmanagement GmbH, in seinem aktuellen Börsenblatt. Die Märkte würden derzeit weder die anhaltende Geldschwemme der Zentralbank in den USA, noch die wenig berauschenden Halbjahresberichte der Unternehmen interessieren. "Das neue (um nicht zu sagen: das einzige) Thema heißt derzeit China", so von Wallwitz.

Chinas Wachstumsmodell scheint an seine Grenzen gestoßen zu sein
Die Rohstoff- und die Anleihemärkte der Schwellenländer, die am sensibelsten auf Änderungen in China reagierten, seien in Unordnung geraten und verharrten seit Monaten in diesem Zustand. "Das deutet darauf hin, dass es sich in China weniger um zyklische als um strukturelle Probleme handelt, die leider nicht einfach durch einen Parteibeschluss aus der Welt geschafft werden können. Das chinesische Wachstumsmodell scheint an seine Grenzen gestoßen zu sein und einer grundsätzlichen Reform zu bedürfen", so von Wallwitz.

Auf den Spuren Japans
Ein Vergleich mit Japan dränge sich auf: Die Unternehmen würden mit billigem Kapital subventioniert und ihre Exporte durch eine künstlich billige Währung begünstigt. Die Sparquote werde auf Kosten des Konsums hoch gehalten, obwohl die niedrigen Zinsen für die Sparer reale Verluste bedeuteten. Gleichzeitig werde in China in bislang ungekanntem Maße in Infrastruktur, Fabriken und Immobilien investiert. "Überinvestitionen haben schon immer zu Pleiten geführt, Japan hat es vorgemacht", erklärt der Fondsmanager.

Von Wallwitz hält China aber trotzdem alles andere als einen hoffnungslosen Fall. Allerdings müsse es gelingen, die chinesische Wirtschaft umzusteuern – ansonsten könne unsere Sorge um das Haushaltsdefizit von Spaniern und Italienern tatsächlich zu einem Luxusproblem werden.  (mb)

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