Mehr als zwölf Prozent war der Nikkei 225 am Montag (5.8.) in die Tiefe gerauscht, am Dienstag folgte mit einem Plus von über zehn Prozent das Comeback. Für diese extremen Turbulenzen sieht Naoki Kamiyama, Chefstratege von Nikko Asset Management, mehrere Ursachen, darunter die Erholung des Yen gegenüber dem Dollar und die Sorge um eine schwächelnde US-Wirtschaft.

Erst im vorigen Monat hatte der Nikkei ein Rekordhoch erreicht. Vier Hauptfaktoren haben ihn angetrieben, wie Kamiyama erläutert: Erstens die Robustheit der mit der Halbleiterindustrie verbundenen Sektoren; zweitens die Aussichten, dass die USA die Inflation überwinden und schließlich eine geldpolitische Lockerung einleiten; drittens die Stärke des Dollar-Yen-Kurses aufgrund der Erwartung, dass die Fed die Zinssätze "länger hoch" halten wird; und viertens die Hoffnung auf eine Erholung der japanischen Wirtschaft, die durch höhere Löhne und einen stärkeren Konsum unterstützt wird.

Gründe für den Rückgang
"Von diesen vier Faktoren konnten der zweite und dritte nicht lange nebeneinander bestehen", stellt Kamiyama fest. Dies sei deutlich geworden, als der Dollar-Yen-Kurs vor Kurzem im Gefolge enttäuschender US-Arbeitsmarktdaten abstürzte – der bis dato schwache Yen also massiv aufwertete. "Unserer Meinung nach waren die Umkehrung der Dollar-Yen-Stärke und die Erkenntnis des Marktes, dass die Hoffnungen auf eine Lockerung der Geldpolitik in den USA und die 'längerfristig höheren' US-Zinsen unvereinbar sind, die Hauptgründe für den jüngsten Rückgang der japanischen Aktien."

Die beiden inländischen Faktoren, die japanische Aktien begünstigt haben, blieben weitgehend unverändert, so der Nikko-AM-Stratege. "Dass Japan den Deflationsdruck dank steigender Reallöhne vollständig abschütteln kann, ist nach wie vor intakt. Die jüngsten Daten zeigen, dass die Löhne weiter steigen, was zu einem erhöhten Konsum führt." Auch die Folgen der Yen-Aufwertung für die Unternehmen hält er für überschaubar: Die Gewinne dürften in etwa ihren Prognosen entsprechen, wenn das Währungspaar Dollar-Yen auf dem momentanen Niveau bleibe. Nach Kamiyamas Meinung könnte zudem die Bank of Japan ihre nächste Zinserhöhung aufgrund der jüngsten Marktentwicklungen verschieben.

Nikkei zurück auf Jahresanfang
"Der Nikkei ist im Wesentlichen dorthin zurückgekehrt, wo er 2024 begonnen hatte, also vor dem Marktanstieg, der durch die Aussicht auf eine Lockerung der US-Geldpolitik und die 'längerfristig höheren' US-Zinsen ausgelöst worden war", erklärt Kamiyama. Das derzeitige Niveau scheine jedoch der Punkt zu sein, an dem der Markt einen Halt für einen Weg zurück zur Erholung suche. Die Inlandsnachfrage sei nach wie vor stark und werde durch den anhaltenden Anstieg der Löhne unterstützt. "Das kann der Katalysator für eine Erholung der japanischen Aktien sein", sagt der Nikko-AM-Stratege. (fp)