Für die geldpolitische Sitzung der Europäischen Zentralbank (EZB) am Donnerstag erwarten Finanzprofis wenig Neues. Die Notenbank dürfte verhaltenen Optimismus und eine begrenzte Handlungsbereitschaft signalisieren, schätzt Karsten Junius, Chefvolkswirt der Bank J. Safra Sarasin – also quasi alles wie gehabt. Zwar sprechen gute Konjunktur- und Arbeitsmarktdaten dafür, auf einen strafferen geldpolitischen Kurs einzuschwenken. Der starke Euro und die moderate Lohnentwicklung dürften die Notenbanker aber vorerst bremsen. "Wir rechnen erst im zweiten Quartal 2019 mit einer Zinserhöhung", sagt Junius.

Auch Franck Dixmier, Leiter des Anleihebereichs bei Allianz Global Investors, erwartet auf absehbare Zeit keine Zinsanhebungen im Euro-Raum, und schon gar nicht am kommenden Donnerstag. "Die EZB wird voraussichtlich erneut bekräftigen, dass sie ihren geldpolitischen Normalisierungsprozess schrittweise vollziehen wird, indem sie erst die quantitative Lockerung beendet und zu einem späteren Zeitpunkt die Leitzinsen erhöht", sagt Dixmier mit Blick auf die anstehende Sitzung. Auch er rechnet damit, dass der erste Zinsschritt nicht vor 2019 kommt.

Fed könnte mutiger sein als gedacht
Die europäische und die US-amerikanische Geldpolitik driften immer weiter auseinander. Während die EZB die Leitzinsen im laufenden Jahr voraussichtlich nicht antastet, könnte die Fed die Leitzinsen in den USA in den kommenden Monaten drei- bis viermal anheben, sagt Dixmier. Marktteilnehmer erwarten bislang nur zwei Zinserhöhungen. Das extrem vorsichtige Vorgehen der EZB hat immerhin den Vorteil, dass die Volatilität an den Aktienmärkten auch im laufenden Jahr gering bleiben dürfte, betont Ökonom Junius. (fp)